“You Must Be Certain of the Devil”, das ursprünglich 1988 bei Mute erschienene Album von Diamanda Galás, wird im Herbst von ihrem eigenen Label Intravenal Sound Operations neu aufgelegt. Das Remastering übernimmt Heba Kadry, zu den Formaten gibt es noch keine Informationen. Als dritter Teil der Trilogie “Masque of the Red Death”, die sich den sozialen, politischen und spirituellen Dimensionen der AIDS-Krise widmet, markiert dieses Werk einen Wendepunkt innerhalb des Zyklus: Wo die ersten beiden Alben eine streng liturgische und textbasierte Form verfolgten, öffnet sich “You Must Be Certain of the Devil” stärker stilistischen Einflüssen aus amerikanischer Gospel-, Blues- und Rockmusik ohne dabei an Schärfe oder konzeptioneller Geschlossenheit zu verlieren.
Aufgenommen in den Berliner Hansa Studios, entstanden alle Kompositionen sowie die Texte mit zwei Ausnahmen aus Galás’ Feder. Ihre Stimme – mehrstimmig übereinandergeschichtet oder eruptiv herausgeschleudert – trifft u.a. auf Hammond-Orgel, Klavier, Gitarre, Drums und Synthesizer. Unterstützt wird sie dabei unter anderem von Schlagzeuger Charlie Terstappen sowie Gitarrist Kurt Schmidt (auf “Double-Barrel Prayer” und “Birds of Death”). In diesen Stücken verdichten sich religiöse Zitate etwa aus der Gloria-Messe oder den Psalmen 58 und 59 mit harscher Kritik an religiösem Fanatismus und gesellschaftlicher Ignoranz. Galás’ eigene Widmung bleibt unmissverständlich: “I dedicate this album to my brothers & sisters, Persons With Aids, who now live & die in fear.” Ihre Musik konfrontiert, klagt an, erschüttert. “You Must Be Certain of the Devil” ist ein kompromissloses Zeugnis einer Zeit, in der politisches Versagen und religiöse Heuchelei tödliche Folgen hatten.