Auf ihren bisherigen Veröffentlichungen für David Tibets Durtrolabel (bis auf das ultralimitierte und etwas unterproduzierte Album “Songs for Anne Marie“ sind alle Aufnahmen kürzlich als “The Robin’s Tiny Throat“ ebenda wiederveröffentlicht worden) präsentierte Baby Dee spartanisch instrumentierte Songs voll(er) Trauer und Melancholie; dass Dee aber auch anders konnte, bewiesen die Auftritte, bei denen sie die getragenen, zerbrechlichen Lieder ihrer bis dahin veröffentlichten Alben mit Vaudeville- und Cabaretartigen Songs verband, in denen es u.a. um Inkontinenz (nachzuhören auf “Live in Turin“) oder um Grizzlybären mit einer Vorliebe für Unterwäsche von Mormonen ging.
“Safe Inside The Day“ ist eine Mischung aus an die früheren Aufnahmen anknüpfenden getragenen Liedern und (mehr oder weniger) grotesken, allerdings mit dem Unterschied, dass eine Reihe von Helfern zur Verfügung standen, um das Album etwas opulenter zu instrumentieren (u.a. Will Oldham, William Breeze, Matt Sweeney, Andrew WK, John Contreras, Max Moston). Auch in ihrer Stimme spiegelt sich diese Mischung wieder, kann sie doch innerhalb eines Liedes zwischen Erhabenheit und einem meckernden Vortrag changieren. Das Titelstück erinnert an die Vergangenheit, wohingegen das darauf folgende (von Goethe beeinflusste) “The Earlie King“ rhythmischer ist. Stücke wie “A Compass Of The Light“ oder das zu Tränen rührende „You’ll Find Your Footing“ stehen neben dem vielleicht aberwitzigsten Stück “Big Titty Bee Girl (From Dino Town)“, in dem all die unschönen Dinge beschrieben werden, die man mit einem Albino anstellen kann. Was auffällt, sind die stärkeren autobiographischen Bezüge (z.B. textlich bei “The Dance Of Diminishing Possibilities“ und “The Only Bones That Show“ oder musikalisch, wenn z.B. “Bad Kidneys“ mit seinen Jahrmarkt(an)klängen an die Vergangenheit Dees anspielt). Wie es Baby Dee gelingt, nach all dem Überdrehten mit dem Abschlusstrack “You’ll Find Your Footing“ den Hörer emotional völlig ins Mark zu treffen, ist beeindruckend. Und nicht zu vergessen finden sich auf “Safe Inside The Day“ auch mit die aberwitzigsten Zeilen, die man sich vorstellen kann: “My Father’s Affection/For His Crowbar Collection/Was Freudian To Say The Least“. Schon jetzt eins der Alben des (noch jungen) Jahres 2008.
(M.G.)