MUTE SWIMMER ist ein britisches Folkprojekt, das schon länger eine Erwähnung im Black verdient hat. Gemeinsame Aktivitäten mit hier bereits vorgestellten Künstlern (CARLA BOZULICH, BIRDENGINE, THE GREAT PARK) sprechen dafür, der in seiner Schlichtheit intime Akustiksound und die originellen, nachdenklichen Texte des Sängers sollten dabei noch mehr ins Gewicht fallen.
Das Projekt ist das geistige Kind des Nordengländers Guy Dale, dessen künstlerische Vita als Musiker, Fotograf und Installationskünstler in der kreativen Blase des sonnigen Brighton begann. Mute Swimmer betreibt er (neben einem Droneambient-Projekt namens DALA) meist allein, gelegentlich aber auch mit Unterstützung anderer Musiker, was den auf Stimme und Gitarre reduzierten Klang dann entsprechend erweitert. Auf seinem selbstbetitelten Debütalbum dominiert ein feinsinniger Ton, es entsteht die Vorstellung, Zeuge von etwas Persönlichem zu sein, das sich nicht aufdrängt, sondern wie eine Parabel im Raum steht und bereit ist, entdeckt zu werden. Für so etwas muss stilistisch kein Rad neu erfunden werden, schlichte Folksongs, die auch Freunden von SIMON FINN oder BIRCH BOOK gefallen dürften, eignen sich dazu erfahrungsgemäß am besten. Dales Gesang, ausgewogen hin und her wechselnd zwischen Melodik und Spoken Words, verleiht den Songs vielleicht noch am deutlichsten ihre Handschrift. Mit „Different Name“ gibt es dann auch einen Vorzeigesong, und wer die Band gleich von ihrer charakteristischen Seite kennen lernen mag, der sollte sich auf die Suche nach diesem Stück machen. Dales Songwriting weiß sich zu bescheiden, doch das ist keineswegs kritisch gemeint. In seinen Lyrics geht es selten um große abstrakte Gedankengebäude, in die man sich hineinarbeiten müsste, und die auf eine beeindruckende Wirkung hin abzielen. Mit unaufdringlicher Beiläufigkeit gehen die Songs meist recht alltäglichen Dingen auf den Grund, erforschen die Geheimnisse des Kommunizierens und Identifizierens, die den Alltag eines jeden bestimmen. „Songs about being in this room“ oder „just fucking jokes“, wie er es selbst beschreibt.
Um die Wartezeit zum nächsten Longplayer zu überbrücken, erscheint mit dieser Single nun ein Beispiel für die klanglich erweiterte Seite des stummen Schwimmers. Schlagzeuger Tom Marsh, der ansonsten bei der Band THE ROBOT HEART die Drums bearbeitet, gibt den beiden Songs einen deutlichen Drall in Richtung Rock und lässt Dales Folkarrangements im Hintergrund wirken. „Some Examples“ lebt von bedächtigen lyrisch ausgefüllten Pausen und rasanten Trommelwirbeln. Das Stück ist nicht treibend, aber ausgelassen und energiegeladen und lässt ein Interesse an den Errungenschaften der Postpunk-Tradition erahnen. Es zeigt die Band von einer sehr ernsthaften Seite, „Song Aganist Itself“ dagegen ist in all seiner Nachdenklichkeit von spielerischer Art: Was passiert, wenn die Selbstreflexivität des Songschreibens einen bestimmten Punkt überschreitet und das Konzept „Song“ an sich ad absurdum führt? Eine solche Frage scheint der Text in den Raum zu stellen, und das Ergebnis könnte eine Resignation sein, die einen nicht gerade dazu motiviert, Songs zu schreiben. Die Leichtigkeit des Folkpopstücks lässt solche Fragen hier eher wie künstlerische Feuerproben wirken, deren Bestehen der Musik eine umso größere Relevanz verleiht. Mute Swimmer sind derzeit in verschiedenen europäischen Städten live zu erleben, und bei dieser Gelegenheit gibt es auch die Single zu erwerben. (U.S.)