Im Rahmen der bisherigen Besprechungen der (Wieder-)Veröffentlichungen von Material von Rozz Williams’ Experimentalprojekt wurde schon mehrfach thematisiert, dass Williams mit PREMATURE EJACULATION dem Anthropofagen, dem Untier Mensch (s)einen Spiegel vorhält. Dabei wird dies aufgrund des (sieht man vom Einsatz von Sprachsamples einmal ab) weitgehend instrumentalen Charakters der Musik primär auf der bildlichen Ebene transportiert, auf dem bislang unveröffentlichten „Attempts at 7“ geschieht dies durch einen Zeitungsausschnitt über eine Elektroschockfoltermaschine aus einem türkischen Gefängnis. Hat man manchmal bei Williams den Eindruck, dass sein Angeekeltsein ob des Grauenhaften, das der Mensch dem Menschen zufügt zu einer gewissen Faszination wird – etwas, das sich fast leitmotivisch durch gewisse Teile des Industrials zieht -, so wirkt der schlichte Ausschnitt ohne jedwede Kommentierung durch andere Bildelemente oder Slogans auf beklemmende Art aufrichtig.
Da das Ausgangsmaterial auf einem alten Tape ohne allzu lange Pausen zwischen den Stücken enthalten war, entschied man sich dazu, einen einzigen 40-minütigen Track auf die CD zu packen. Es beginnt mit kurzen atonalen Loops von Hühnern (?), bevor Franklin D. Roosevelt gesamplet wird, der in seiner Amtseinführungsrede den berühmten Satz „the only thing we have to fear is fear itself“ sprach. Durch den fortwährenden Einsatz von Loops werden solche Sätze natürlich ad absurdum geführt, es folgen erneut eine ins endlos geloopte Sätze, leicht krachige Momente oder Geräusche, die manchmal mit Haushaltsgegenständen erzeugt worden zu sein scheinen. Das ist eine wenig ausdifferenzierte, aber dennoch beklemmende Art von Minimal Music, die fast immer ohne allzu große Schockeffekte auskommt und um noch einmal auf den Anfang zurückzukommen: Gibt das Visuelle eine gewisse Richtung vor, so generiert die Musik eine irgendwie unheilvolle Atmosphäre, uneasy listening also. Natürlich geschieht das meiste auf rein assoziative Weise und um aktuelle Bezüge herzustellen, könnte man sich auch vorstellen, dass diese Aufnahmen irgendwo im Rustbelt der USA entstanden sind, in einer vom Niedergang gezeichneten Stadt, in der die letzten Bewohner alte Gerätschaften bedienen und zwischendurch durch die Programme schalten, obwohl die Sender eigentlich schon längst nur noch weißes Rauschen senden.
(M.G.)