Bei Momick handelt es sich um ein noch recht junges Projekt, doch die beiden Betreiber Richard Moult und Michael Lawrence sind keine Unbekannten. Moult ist seit langem in verschiedenen Bereichen tätig. Wäre Magritte Landschaftsmaler gewesen und dazu Brite, dann hätten seine etwas dunkleren Gemälde vielleicht ein bisschen wie die des frühen Moult ausgesehen, der in seiner jüngsten Schaffensphase einen abstrakteren, doch nicht minder dunklen Stil für sich entdeckt hat. Ähnlich seinen Bildern zeugen auch seine Klavierkompositionen von einem großen Verständnis für sensible Stimmungen in all ihren leisen, verhuschten Nuancen. Michael Lawrence, besser bekannt unter dem Namen the.bricoleur, ist Komponist von kernigen und niemals gefälligen Drones, die eine streckenweise sakral anmutende Qualität besitzen.
Schon in ihren angestammten Projekten konnten die beiden Musiker zeigen, dass ihre sichere Hand für schöne, sensible Klänge zugleich auch ein Schutzschild gegen Triviales ist. Allzu leicht nämlich laufen impressionistische Pianoteppiche und verhalten glühende Drones Gefahr, ins süßliche oder in nebelverhangene Naturromantik abzudriften. Lawrence und Moult ist das jedoch niemals passiert. Bei Moults letztjährigem Album „Ethe“ kümmerte sich unter anderem Lawrence um Aufnahme und Produktion, und eventuell legte die Erfahrung, wie gut die beiden musikalischen Visionen harmonieren, den Grundstein für ihr gemeinsames Projekt. Die sieben nur nummerierten Stücke auf dem gemeinsamen Album sind von einer meditativen Ruhe, die durch ein leichtes Auf- und Abbebben noch verstärkt wird. Im Zentrum steht ein verhalltes Piano, auf dem Akkorde von spröder Unaufdringlichkeit erklingen.
Die improvisierten Stücke spielte Moult ursprünglich live in einer kleinen Kirche ein, und überließ sie anschließend Lawrence’ Bearbeitung im Studio. Der Aufnahmesituation geschuldet ist ein dumpfer und verrauschter Klang, durch den eine Hintergründigkeit gewahrt wird, die auch dann Bestand hat, wenn eine Melodie sich intensiviert und für Augenblicke pastoral wird. Ähnlich wie bei vielen Gemälden Moults erscheinen (Klang-)Figuren ganz plötzlich, tauchen nur schemenhaft auf, und fügen sich ins Bild, bis Lawrence’ Dröhnen alles wieder in reine Form auflöst. Einige Momente von besonderer Intensität stechen heraus, der bedrohliche Klang in „two“ die verzweifelte Melancholie in „four“, das durch Mark Baigents Solo auf der Oboe an Markanz gewinnt. Oder zuletzt der fragile mantraartige Gesang eines weiteren prominenten Gastes in „five“: David Tibet, dessen Stimme sich übergangslos in den stetigen Fluss der Klänge einfügt.
Momick spielen eine Musik, die Aufmerksamkeit fordert, die beim hastigen Durchhören zu unrecht als dröge empfunden werden könnte und sich kaum als schöngeistige Hintergrundbeschallung eignet. Ihre feine Emotionalität kommt nur gelegentlich an die Oberfläche der verhuschten Klänge, wie ein kaum hörbares Echo aus einer anderen Zeit.
Label: Bladud flies!