Den etwas unscheinbar klingenden Namen So Like Dorian könnte man in Zukunft öfter zu hören bekommen. Der Kopenhagerner Rasmus Steffensen, der seit drei Jahren unter diesem Namen sein eigenes Terrain im Bereich fragiler Folkmusik beackert, ist niemand, der mit der Tür ins Haus fällt, und so ließ er sich mit seinem Projekt auch erst einmal Zeit und machte sich erst nach und nach in den entsprechenden Kreisen bemerkbar. Nach immer regelmäßigeren Auftritten und einer Reihe an kleineren Veröffentlichungen ist nun für dieses Jahr der erste Longplayer geplant.
Wer an einem soliden Vorgeschmack interessiert ist, der könnte bei der EP „Stranger“ fündig werden. Das verspielte Intro wirkt zunächst so beiläufig wie ein verbummelter Sommertag, doch schon bald macht sich Struktur bemerkbar, die dezent bleibt und im stetigen Auf- und Abebben der Gitarrenklänge und der dezenten Samples aufgeht. Zum langsamen Vorantasten der Musik passt auch der Gesang, der sich fast etwas verschämt zwischen Falsett und Sprechgesang bewegt. Erst gegen Ende kommt etwas Tempo in die Musik, begleitet von einem thereminartigen Klang, dessen Quelle sich als Singende Säge entpuppt. Steht „I’ll be your Stranger Tonight“ noch für das Aufbrechen der leider viel zu häufigen Domestizierung folkinspirierter Musik, so steht das soundorientierte „Tiny Steps“ für ihre intime Seite. Die Stimme scheint direkt im Raum anwesend zu sein, was die Nachdenklichkeit des Textes noch unterstreicht.
Nach dem ultralangsamen Jazzbass, der das Stück ausklingen lässt, beginnt „A Soldier“ mit trügerischer Betulichkeit. Zu dem textlichen Chaos, das so unberechenbar ist wie die durcheinandergewürfelten Jahreszeiten, die Steffensen hier mit morbidem Unterton besingt, will sie nicht so recht passen. Die dunkelsten Schatten allerdings wirft das finale „Wolves“ mit seiner geheimnisvollen Melodie. Mit seinem Rauschen und Dröhnen und seiner wunden Atmosphäre gibt es der EP einen kraftvollen wie dunklen Ausklang, und am Ende sieht nicht einmal mehr das dezent chice Digipack nach Understatement aus.
So Like Dorian hat seine Qualitäten genau da, wo viele Musiker scheitern, nämlich in der Entscheidung, sich stilistisch und atmosphärisch nicht festlegen zu wollen. Was bei vielen beliebig wirkt, hat hier durchaus Markanz – ganz gleich, ob sich die Musik für Augeblicke stringent gibt oder ob sie den Instrumenten doch eher freien Lauf lässt, ob der Sänger nun einer Mark Lanegan-artige Americana-Richtung folgt, oder doch eher verhalten flüstert. Man darf gespannt bleiben.
Label: Geiger Records