La Otracina ist eine dreiköpfige Stonerband aus Brooklyn, die auf ihrer neuen LP den Wind des Wassermannes auf die Welt los lässt. New Age-Kitsch? Mitnichten. Ein kraftstrotzendes psychedelisches Biest schon eher. Einvernehmlicher Grundtenor bei Vergleichen war bislang, dass La Otracina das unbeackerte Feld zwischen Amon Düül II, frühen Hawkwind und Led Zeppelin mit Leben füllen und in die für den Acissound der Jahre um 1970 so aufgeschlossenen Jetztzeit transportieren. So allgemein ist dem nichts entgegen zu setzen.
Die 12” „The Aquarian Wind“ ist (wie schon die ebenfalls bei einem der beteiligten Labels erschienene letzte Burial Hex) nur einseitig bespielt und präsentiert den bandtypischen Stil folglich auf EP-Länge. Der Musik tut das keine Abbruch, denn die New Yorker, die auf ihren bei Holy Mountain erschienenen Alben schon zwanzigminütige Tracks hinbekommen haben, wissen sich ebenso gut kurz zu fassen, und alles in allem ist dabei ein narrativ ausgezeichnet strukturierter Psychotrip zustande gekommen – angetrieben vom Wind des Aquarius, dessen visuelle Symbolik kurioserweise ebenso an Heavy Metal wie an Sozialismus und Freimaurerei denken lässt. Die sprichwörtliche Reise startet unter dem Titel „Voyage to Heldonia“ mit einem aufwühlenden Trommelwirbel. Wie um ihre Vielseitigkeit gleich zu Beginn zu demonstrieren lassen die Amerikaner extrem fuzzige Kakophonien mit dionysischen Gitarrensoli zusammenkrachen, und nach einigen unberechenbaren Breaks entpuppt sich die Musik mit ihren zahlreichen Twangs zeitweise als fast so etwas wie Surfrock. Erdige Riffs und ekstatisch-krautiges Drumming fordern sich gegenseitig heraus und harmonieren am Ende doch. Weit entfernt von der Kopflastigkeit des Mathrock gebärdet sich die wechselhafte Musik eher verspielt, und man braucht eine Weile, bis man ihren Charakter einigermaßen erfasst hat und den eingeschlagenen Weg begreift.
„Lost in the Sunrise“ ist vergleichsweise straight und steigert die geradlinigen Momente, die sich anfangs noch mit ausgelassenem Jamming die Waage hielten. Zunächst verspielt tänzelnder Rock, geht der Song irgendwann schweinirockig nach vorn und könnte einem Black Mountain-Stück wie „Let Spirits Ride“ das Wasser reichen – auch was Adam Krineys Gesang betrifft, der einzig in diesem Song Raum gefunden hat. Wie um der anderen Seite zu ihrem Recht zu verhelfen ist das kleine Interludium „California Orange Sunshine“ das Gegenteil von Rock. Zwischen Jamsession und fuzzigem Hörspiel sind dem Spiel mit Dissonanzen und chaotischen Perkussionsfetzen eine Minute lang keine Grenzen gesetzt – dass mir bei den Initialen des Songtitels ganz andere Kalifornier in den Sinn kamen, ist wohl meiner blühenden Fantasie zu verdanken (die allerdings von den diabolisch-sleazigen Loungefetzen zu Beginn des Stücks stimuliert sein mag). Bei „Cornfield“ rasseln die high hats, bis sich erneut Heavy Riffs und bodenständiges Solo zu einem rauschhaften Finale die Hand reichen.
Die 12” wurde soeben von zwei deutschen Labels zum Auftakt der Europatour herausgebracht, bei der das Trio neben dem rennomierten Roadburn-Festival derzeit in ganz Europa unterwegs ist. Interessierte sollten sich beeilen, denn die Scheibe ist auf 300 Einheiten limitiert.