Ganz sicher hatten Natalia und Cristiano das Verwilderte und Unberechenbare ihrer Musik im Sinn, als sie ihre Band Cuzcos nannten, und vielleicht spielten die beiden Argentinier auch mit der Idee, Outcasts und Underdogs zu sein. Im derben hispanischen Slang steht der Name nämlich für Straßenköter, und hat schon vom Sound her eine ganz andere Konnotation als im Deutschen, wo er bestenfalls für altbackenen Dosenbierpunk herhalten könnte. Zumal er auch noch an eine alte Inkastadt in Peru erinnert. Das soll aber keineswegs heißen, dass Cuzcos keinen Bezug zum Punk hätten.
Dass sie „nur“ zu zweit sind, merkt man auf ihrer aktuellen 7” vor allem, wenn man es weiß und im Hinterkopf behält. Der Grund dafür findet sich ebenso in der entgrenzten Energie wie in der mehr als soliden Klangfülle, die Cristiano am Bass und Natalia am Drumkit erzeugen, und das ohne viel technischen Firlefanz. Während viele Nostalgiker, die sich heute am unvollendeten Projekt „Postpunk“ abarbeiten, wenig Wert auf rhythmische Abwechslung legen und obendrein phlegmatisch wirken, erweckt die charismatische Schlagzeugerin den Eindruck, durch noch ganz andere – freiere, wildere, chaotischere – Spielarten des Rock inspiriert zu sein, bei denen unberechenbare Taktwechsel und spontane Ausbrüche kein Korsett kennen. Dies alles ist im Kern vorhanden und verschmilzt mit herber Aggressivität.
Wenn Cristiano, der über ein dunkles Wavetimbre verfügt, mit unterkühlter Rotzigkeit über Narben und die Verlorenheit eines als Asyl empfundenen Lebens singt (mehr Spanisch kann ich meinem Schullatein nicht abtrotzen), entsteht für nordische Ohren eine merkwürdige Ambiguität, da romanische Sprachen gerne als leidenschaftlich und temperamentvoll wahrgenommen werden. Im Grunde passt das zu den kernig knarrenden Saiten ebenso wie zum immer wieder angezogenen Tempo der Songs. In der Hinsicht passen Cuzcos gut zu Landsleuten wie Mujercitas Terror und den hierzulande beliebten Mueran Humanos – allesamt alte Freunde, mit denen sie bald einmal in der nördlichen Hemisphäre touren sollten.
Die Single erscheint 220 mal und enthält vier Stücke ihres bereits vor zwei Jahren erschienenen Debütalbums.
Label: i. N. Records