Was vor zirka zwei Monaten mit „Addis“ begann, findet nun in „Gethsemane“ seinen Abschluss: Die kurze Remix-Serie zu Stücken des OM-Albums „Advaitic Songs“ durch das britische Roots/Dub-Duo Alpha & Omega, stilvoll verewigt auf Dubplates aus solidem schwarzen Vinyl. Man könnte viel zu den Obsessionen beider Bands sagen, zu Al Cisneros’ integraler Auslotung mystischer Ideen, und zu den wiederkehrenden spirituellen Themen bei A&O. Letztere konzentrieren sich auf Rastafari, doch diese Religion ist sehr mysthisch-orthodox ausgerichtet und liegt folglich dem OM-Kosmos nicht allzu fern. Neben solchen Gemeinsamkeiten, und unerachtet des Grundsatzes, dass sich alles irgendwie dubben lässt, gibt es eine abstrakte, intuitiv erfahrbare Ebene, die über musikalische Unterschiede hinaus die Symbiose der beiden Visionen reizvoll macht.
Im Unterschied zu „Addis“ klingen beide „Gethsemane“-Versionen durchgängig nach OM und nach Dub. Was die Briten v.a. reduziert haben, ist die metallene Schwere des Klangbildes, die sich beim Original zunächst in erdigen Celloklängen offenbart und im Verlauf des Stücks im satten, basslastigen Rocksound weiterlebt. Cisneros rezitativer Stimmeinsatz, der durch die minimale, aber stark akzentuierte Melodik immer etwas Beschwörendes bekommt, generiert im Zusammenspiel mit dem physichen Klang vom Bass und Trommelwirbel eine eigentümliche Wirkung, in der Bodenhaftung und Abgehobenheit zu einer irrealen Einheit verschmilzen – hier schwirrt die Stimme eher entrückt im Raum, da sämtliche instrumentale Spuren ausgedünnt wurden. Wie beim letzten Mal ähneln sich beide Versionen über weite Strecken, während das melodisch freiere „Garden of Gethsemane“ mit Raumklangeffekten spielt, werden in „Garden of Dub“ Stimmpassagen Cisneros’ ordentlich durcheinander gewirbelt.
Beide Versionen schrecken nicht vor üppigem Genrekolorit zurück, rhythmisch stellen sich stärkere Reggae-Assoziationen ein als bei der letzten Überarbeitung. Lässt die Melodika wie eine Fanfare ihre Melodie ertönen, die die Melodie ungezählter Rootsstücke ist, meint man glatt den Löwen von Juda, wie man ihn von etlichen Covers und Wandmalereien her kennt, durch ein mythisches Afrika stolzieren zu sehen – heroisch verklärt durch süß duftende Rauchschwaden. Peace! (U.S.)
Label: Drag City