Mit seinen letzten Alben „Now Wash Your Hands“ und „Good and Gone“ hat sich Stephen Burch alias The Great Park zumindest in einer Hinsicht auf sein Frühwerk zurückbesonnen, denn nach einer Reihe klanglich reduzierter Aufnahmen ging er hier erstmals wieder mit einer mehrköpfigen Band ins Studio. Dass die mit Streichern, Bläsern und dezenten Rhythmen begleiteten Songs zu einer Zeit entstanden sind, als sein texterischer Ausdruck gerade merklich im Aufwind war, kam den beiden Platten fraglos zugute.
Doch bei dem permanent neue Songs schreibenden Folkmusiker würde es schon sehr wundern, wenn es nicht auch ein paar starke Konstanten gäbe, und in der Tat stehen die wesentlichen Dinge, die Fans an The Great Park schätzen, nach wie vor im Zentrum seiner Musik: der sehr englische, bisweilen entrückt wirkende und manchmal auch etwas unheimliche Gesang, der in besonders intensiven Passagen auch mal in aggressives Shouten übergehen kann; das liebliche finger picking, mit dem er derart wehmütige Melodien entstehen lässt, dass man sich wundert und freut, wie einhellig seine Songs von zum Teil ganz unterschiedlichen Hörern goutiert werden; nicht zuletzt auch seine meist erzählerischen Lyrics, die in ein merkwürdiges Zwischenreich aus Reflexion, Gefühlsausdruck und schrulligem Humor entführen. Auf vielen Konzerten der letzten Jahre konnte man diese Mischung auch immer mal wieder in einem Klanggewand erleben, dass nur mit Gitarre und Gesang auskommt, ebenso wie die hier vorliegende Live-Session, die für die im englischen Brighton übertragene Radiosendung „Simple Folk Radio“ eingespielt wurde.
Die Session enthält Stücke aus verschiedenen Phasen der Bandgeschichte, aber auch drei neue Songs im unverkennbaren Stil. „Deserter“ beispielsweise könnte sich auf Konzerten bewähren, es zählt zu den netteren Stücken Burchs, wobei man sich immer bewusst machen muss, dass das Schöne bei The Great Park trügerisch ist. Auch hier künden die Strophen von einer Welt, die von Vergänglichkeit, Schmerz und vergeblichen Illusionen gezeichnet ist. Ebenso schwermütig das Traditional „Barbara Allen“, das mit altbekannten, romantischen Motiven spielt, die in Burchs Gesang etwas Schmachtvolles bekommen. Der Song beweint und idealisiert die tote Geliebte, von der wir seit Poe, aber eigentlich schon seit Dante wissen, dass sie das poetische Motiv schlechthin verkörpert. „Dear Leise“ schafft mit seinen zerbrechlich tremolierenden Strophen einen versönlichen Ausklang. Viele der restlichen Songs sind feste Bestandteile des Liverepertoires, „Paper Birds“ und „You Are Better Than This“ dürfen ebenso wenig fehlen wie das schmissige „Make A Dead One Of It“, und wer sich ein Überblick über die letzten Alben und Compilations verschaffen will, findet für den Anfang einiges in unserem Archiv. Und eine The Great Park-Zusammenstellung wäre unvollständig ohne „The Royal Canal“, das seine treuesten Hörer längst auswendig mitsingen können.
“Simpel Folk Recording” kann auf der Labelseite heruntergeladen werden, weitaus schöner natürlich ist die streng limitierte CDr-Version mit einem jeweils individuell von Hand gestalteten Cover. (U.S.)
Label: Woodland Recordings