Auf den allerersten Eindruck ist „Old Tricks“ eine dieser Split-Veröffentlichungen, die man auch als Release einer Gruppe mit zwei verschiedenen Sängern verkaufen könnte, hätte man die Own Road- und Mute Swimmer-Tracks lediglich nicht so sauber voneinander getrennt. Beide Interpreten folgen einem vertrauten Songwriterpfad, akustisch, stimmungsvoll, meditativ bisweilen, was sie jedoch kaum davon abhält, gelegentlich das Tempo anzuheben und mittels fetziger Akkorde und forschem Gesang energiegeladen zu klingen. Vielleicht liegt die größte Gemeinsamkeit in den reflexiven, poetsichen Lyrics.
Soweit, so allgemein. Der wesentliche Unterschied liegt darin, dass der Däne Simon Skjødt Jensen unter dem Namen Own Road lupenreinen Akustikfolk nah an der Americana-Grenze spielt, währen Guy Dale alias Mute Swimmer stets den Eindruck erweckt, dass die folkige Songstruktur, soweit vorhanden, lediglich das Zufallsresultat seiner wirklichen Interessen ist – Lyrik und eine Rockmusik, die im Zweifelsfall auch ohne Strom auskommt. Die ersten drei Stücke des Dänen, das angeregte „Keys“, das schlichte „I Want You“ und das melancholisch schunkelnde „For Odie“ verströmen ein ehrliches Pathos, das Gitarrenpicking hätte ebenso gut auch mit Banjo funktioniert, das wehmütige Indie-Falsett erinnert mich an Projekte wie Timesbold und Whip, schon allein, weil ich der Conor Oberst-Vergleiche überdrüssig bin. Bei der lustigen „Game Show“, einem Uptempo-Lovesong nun wirklich mit Banjo, darf dann auch gelacht werden. Wer Jensens Bandkosmos noch weiter erkunden möchte, der sollte nach seinem Album Ausschau halten, das in Kürze bei Free Kids erscheinen wird.
Beim Walzertakt von „Walk That Line“ bemerkt man vielleicht am ehesten, dass die Mute Swimmer-Stücke schon etwas älter sind, denn zum elektronischen Bandsound jüngerer Auftritte passt er nur bedingt. Die sanfte Genügsamkeit, die der Song ausstrahlt, hat vielleicht gerade deshalb ihren Reiz, weil sie mit einer subtilen Bitterkeit einhergeht, die sich v.a. lyrisch offenbart: “Don’t wait for me/When I’m roaming under moon/No thing binds me/And death is an innocent tune”. Das zweigeteilte „Numbers“ betont diese Ambiguität noch stärker, bremst alles Leichte, allen Schwung aus, der Sprecher empfielt den Adressaten der Leere an, aus der wieder Hoffnung entspringen könnte: „If all to dust in some great vacuity/Maybe we can love some still/If we (too) are lost and empty“. Die mystische Qualität, die dabei anklingt – die Leere wird mit Anfang und Ende verknüpft – scheint durch die beschwörende Melodie, die mich ein wenig an alte Balladen von New Model Army erinnert, nur zu gewinnen.
Zu gewinnen vermag auch die Musik der beiden Acts, die an keiner Stelle mit der Tür ins Haus fallen und mit der Zeit immer neue subtile Eigenheiten offenbaren. Die CD-Version erscheint in Hunderter-Auflage, signiert und mit einem schön gestalteten Faltblatt mit Lyrics und Informationen. (U.S.)
Label: Dendron Records