Zu den ersten gemeinsamen Lebenszeichen von The Dead Hands und der Sängerin Fee Reega zählte der Opener der mittlerweile vergriffenen Compilation “50″, einem Jubiläumssampler von Woodland Recordings. Der monotone Downer “Better Start to Swim” eröffnete das Mammutprojekt wie ein düster-ironisches Omen und erzählt eine biblische Anekdote aus dem Blickwinkel derer, die im Angesicht eines Wunders die Stirn runzeln – selbst die Gottesmutter wünscht sich nichts als die ganz banalen Naturgesetze zurück, wenn sie ihren (und des Menschen) Sohn auf dem See Genezareth wandeln sieht.
Da mir The Dead Hands bisher unbekannt waren, kann ich kaum umhin, „The horrible scar“ erst einmal als Fee-Release zu betrachten und ihren bisherigen Aufnahmen gegenüber zu stellen. Fees Musik ist zwischen Folk und Kleinkunst, zwischen therapeutischer Selbstschau und ironischem Cabarét angesiedelt, und peu a peu überführte sie ihrem minimalen Akustiksound über die Jahre in einen opulenten, mehrsprachigen Songkosmos. Gesanglich bleibt sie sich auch hier treu, durch den herben Slow Tempo-Rock des Kölner Gitarrenduos erhält sie indes eine ganz andere Färbung.
Die Dead Hands, vor einigen Jahren aus den punkigeren Stereo Satanics hervorgegangen, spielen eine raue, straighte, gedrosselte Musik und wagen sich gerade so nah an die Grenze zur Normalität heran, dass sie von den gymnasialen Shoegazer-Kids nicht vereinnahmt werden, lassen kaum Zweifel aufkommen, dass sie mit den Velvets großgeworden sind, und ganz sicher haben sie auch nichts gegen M. Gira und die Angels of Light. In diesem Kontext fungiert Fee mit ihrer hellen, leicht exaltierten Stimme wie eine Art Anti-Nico.
Einige der Songs haben einen leichten Gospeltouch, der sich vielleicht nur zufällig aus der repetitiven Gesangsmelodie ergibt, die sich über den monoton kreisenden Riffs ausbreitet. Musikalisch könnte das alles ein Echo des dunkelsten Fatums sein, doch die Stimme lässt immer wieder – klanglich wie textlich – Licht hineinströmen: „There’s a light behind every crippled tree“. Dennoch wird die Welt hier im Großen und Ganzen recht down to earth gezeichnet, und wenn einmal vom „end of forever“ die Rede ist, dann weiß man, dass eine Utopie eine Utopie ist.
Ob auf die EP noch eine Fortsetzung folgen wird, bleibt offen, aber auch in diesen knapp zwanzig Minuten steckt einiges – stimmungsvolle Duette, folkige Shanties für ein urbanes grau in grau und vieles mehr. Von beiden Einzelprojekten jedenfalls sind für dieses Jahr bereits Releases geplant. (U.S.)
Label: Woodland Recordings