Wann immer Menschen etwas schaffen und daraus ein Stil entsteht, erscheinen sie früher oder später auf der Bildfläche – die Puristen und die Spieler, die Meister des angelernten Könnens und die Freistil-Akrobaten mit der leichten Hand. The QDD-Gründer Luca Fadda und F.S. Blumm sind seit Jahren in die Dub-Szene involviert, wo ihnen festgefahrene Strukturen und ihre saturierten Anhänger den Nerv rauben. Mit der Comicfigur des Little Twister, der seinen großen aber ungelenken Kontrahenten Stiff-Neck aufs Kreuz legt, brechen die beiden eine Lanze für mehr spielerische Unverkrampftheit im Dub.
Zu den symbolträchtigen Gesten zählt dabei der Einbezug zweier Stimmen, die schon zu hören waren, als Musik dieser Art noch voller Aufbruchstimmung war: Lady Ann, deren Karriere begann, als man Danchall noch nicht mit Goldkettchen und Konsumramsch assoziierte, und Godfather Lee ‘Scratch’ Perry, der keiner näheren Einführung bedarf.
Wer nach dieser Ausgangslage nun verquere Experimente erwartet, sieht sich schnell eines besseren belehrt, denn die Musik auf dem zweiten gemeinsamen Album ist im Schnitt simpel und kurzweilig. Frei und vital gebärdet sich v.a. das an keiner Stelle cleane und berechnete Soundbild, das auf den Primärkomponenten Bass (Blumm) und Trompete (Fadda) basiert und durch eine Reihe weiterer Klangerzeuger insklusive diverser Drumsets ergänzt wird. Spielzeugklänge und polyphone Beats mischen einige der Stücke auf, doch meist beherrschen einfache Riddims und unverquaste Tunes das Gesamterscheinungsbild.
„Biff, baff, buff/Buff, baff, biff“ resümiert David Tibet- und Sasha Grey-Kumpel Perry dieses Fundament, und auch Lady Ann toastet ihre empörten Rants im Einklang mit Melodie und Rhythmus. An einem der Höhepunkte echauffiert sie sich über die nervige Musikpresse – absolut verständlich, zumal sie ausdrücklich betont, dass das African Paper zu den rühmlichen Ausnahmen zählt. (U.S.)