THE BIG BUMBLE BEES: s/t

Wenn Baby Dee und Eliot Bates, die sich vor einigen Jahren im Line-up von Current 93 kennen lernten, ein gemeinsames Album herausbringen, stellen sich einige Erwartungen ein. Eine der naheliegendsten Vorstellungen wäre eine anrührende Sammlung von diesmal orientalisch anmutenden Torch Songs, bei denen Bates dezente Figuren auf dem Instrument, das er in Theorie und Praxis studiert hat, der Oud, spielt, während Dee dazu schmachtvolle Verse im brüchigen Falsett anstimmt. Eventuell könnten noch andere Akteure beteiligt sein, Dee könnte gelegentlich auf die Klaviertasten hämmern und die Sache von Song zu Song etwas karnevalesker angehen.

Nun, wenig davon ist eingetreten, schon weil das selbstbetitelte Album der beiden „Big Bumble Bees“, die sich ganz obskur Igbum und Bigbum nennen, rein instrumental ausgefallen ist – abgesehen von einer kurzen dreckigen Lachsalve zum Auftakt des clownesken „Roller Skate Under Water“. Womit ein zentrales Stichwort gefallen ist: Dee und Eliot – pardon, Igbum und Bigbum – spielen eine skurrile Jahrmarktsmusik, die den Geist alter amerikanischer Volksfeste aus der Mitte des 20. Jh. aufleben lassen. Unbeschwert und frohsinnig schunkeln die Walzertakte auf eingängigen Melodien daher, und doch trieft das Bizarre aus allen Ritzen, man fühlt sich vielleicht an die Szene im verlassenen Vergnügungspark in „Carnival of Souls“ erinnert und erwartet jeden Moment, dass fragwürdige Spaßmacher wie Pogo und Pennywise von hinten angeschlichen kommen, und ein jugendlicher Anton LaVey um die Ecke schielt und sich köstlich über unseren Schreck amüsiert. So entstehen amerikanische Mythen, aber vielleicht ist es auch nur die von dem Hummeln angefixte Fantasie des Rezensenten, der gleich noch die fabulous monsters und criminal lovers aus Marc Almonds sideshow of excess vorbeiziehen sieht.

Rein instrumentell basiert die Musik aus den Komponenten Orgel und Oud, wobei Dee mit dem Wabern ihrer elektronischen Vintage-Orgel den Ton angibt, Bates dagegen ein untypisches Kolorit beimengt, das man nicht einmal auf Anhieb als vorderasiatisch erkennt. Meist unterscheidet sich sein Spiel nicht von seinen sonstigen Aufnahmen, selbst wenn er die tiefen Saiten im tangoartigem „Wonky Bonky“ wie einen Bass knarren lässt, doch der eher lautenuntypische Kontext lässt eine ungewöhnliche Färbung entstehen. Dees Melodien sorgen für einen angenehmen Groove, und auch diesmal lebt ihr Beitrag von ihrem Händchen für ungewöhnliche Melodien und von ihrer eigentümlichen Stilmischung aus Renaissance-Anleihen und Kleinkunst.

Ein kurzweiliger Spaß und durchaus gut, auch wenn zwei oder drei Stücke mit Gesang sicher auch nicht schlecht gewesen wären – ach ja, und fast wäre das unter den Tisch gefallen: Wer dieses Album hört, wird glücklich, und sein ganzes Leben wird sich vor lauter Lachen und Jubilieren komplett auf den Kopf stellen. So sagen es jedenfalls die Hummeln, man sollte es drauf ankommen lassen. (U.S.)

Label: Tin Angel Records