BOGONG IN ACTION: Mahalo

Wenn ich meinen Recherchekünsten trauen soll, dann gibt es bislang keine deutschsprachige Netzquelle, die tiefergehendes Wissen über Bogong in Action verbreitet. Dabei ist das räudige Lärmtrio in ihrer Heimatstadt, dem süditalienischen Taranto, das ohnehin eine kleine Musikhochburg ist, längst berühmt-berüchtigt. Zudem jemand mit von der Partie ist, der auch hierzulande seine Fans hat, nämlich der Drummer Gaspare Sammartano, der zusammen mit Donato Epiro das psychedelische Schweineorgelduo Cannibal Movie betreibt, wobei es dann endgültig geklingelt haben sollte. Nun sind die Kannibalen auf ihre Art durchaus schöngeistig unterwegs, und Kollege Epiro entpuppte sich auf seinem Solodebüt letztes Jahr als einer der vortuosesten neuen Ritualmusiker. Ich erwähne das deshalb, weil die Bogongs – übrigens eine Mottenart – von all dieser vergleichsweise hehren Kunst nicht weiter entfernt sein könnten, und auch gar nichts anderes wollen.

Noise Punk, Garage Trash, Speed Math und weiß der Geier was für Genremonster man sich noch ausdenken und am besten mit dem Suffix -core versehen könnte – man kann sie auch gleich wieder vergessen, denn die drei unverquasten Apulier hauen schlichtweg auf die Kacke, dass es kracht und rauscht. Das macht ungemein Spaß, auch wenn der Sänger einem mit seinem hohen, hysterichen Gekeife immer mal wieder eine Ladung Angst durch die Glieder jagt. Zwei Gitarristen und ein Drummer produzieren stakkatohafte Bretter von ein bis zwei Minuten Spieldauer, die mal repetitiv nach vorn preschen, mal chaotisch und unaufgeräumt auf der Stelle herumstampfen, alle Nase lang fliegen einem orgiasitische Hihats um die Ohren, wenn sich nicht alles in einem lauten Tusch erledigt. Fiese Soli und funky Breaks sorgen dafür, dass keine Gleichförmigkeit aufkommt und belegen an einigen Stellen, dass hier nicht einfach Stressmacher am Werk sind, sondern talentierte Stressmacher, was kein kleiner Unterschied ist.

Der Vokalist stößt verzweifelte Schreie aus, deren Enrsthaftigkeit man schon deshalb nur schwer ermessen kann, weil man die Lyrics kaum versteht, das einzige Wort, an das ich mich noch erinnere, lautet “revolution”. Aber er bewegt sich stimmlich auch immer nahe an der Grenze zur Selbstauflösung und sorgt für genau das Pensum Ambiguität, das der Platte ihr Gepräge verleiht. Das ist dann auch das einzig Kopflastige, dass mir erwähnenswet erscheint. “Mahalo” erschien erstmals vor zweieinhalb Jahren auf CD und wurde jüngst auf 300 Vinylplatten wiederveröffentlicht.

Label: Metzger Therapie