Was haben John Fahey-Gitarren, krautiges Schrammeln, und spukige Giallosounds gemeinsam? Zunächst nicht viel, außer dass sie prinzipiell kombinierbar sind und in etwa der gleichen Zeit die Musikwelt aufmischten und die kompakten Strukturen der Populärkultur aufbrachen. Squadra Omega, ein norditalienisches Kollektiv von Instrumentalisten aus zahlreichen anderen Bands, hatten seit jeher ein Faible für die Musik der 60er und 70er, ohne sich je auf ein Genre oder einen griffigen Retrostil festzulegen. Auf ihrer neuen Doppel-LP legen sie eine Fährte durch einen Dickicht an Errungenschaften, die sie nicht bloß archiviert oder musealisiert wissen wollen.
Die abgedrehte Kollage „Il buio dentro“ könnte keine bessere Exposition sein, enthält sie doch beinahe alle Seiten des Albums im Kleinen und bereitet sie in besonders verdrehter Weise auf. Das unheilvoll-liebliche Bimmeln der Glöckchen, die dunkle Kindheitserinnerungen in zahllosen Thrillern untermalten, verschwimmen hier mit dem Quaken einer Gänseschar, flankiert von schemenhaften Handdrums, deren Takt in verspielte Jazzmotive übergeht, und zuguterletzt wagen sich sogar noch ein paar verhuschte Rockelemente ans Tageslicht. Noch kann das im alle möglichen Richtungen auseinanderbrechen, was auch geschehen wird, doch die cinematische Ausrichtung liegt auf der Hand – die vielen motivischen Bezüge zur Musik von Morricone u.a., aber v.a. die räumliche Ausrichtung des Geschehens schreit regelrecht nach Visualisierung.
Die folgenden Stücke beeindrucken dann auch v.a. durch ihre stilistische Bandbreite. Es gibt groovig angejazzte Psychrocknummern mit Bluesgitarre und ollen Computersamples, die eine Sympathie für CAN verraten könnten, andere wieder muten mit Beckenrauschen und den leitmotivischen Glöckchen wie verträumt im Raum schwebende Schattenspiele an. Andere wiederum kontrastieren bassige WahWahs mit straighten Rhythmen für einen filmreifen Catwalk, lassen smoothe Bläser und Querflöte a la Jethro Tull für Romantik sorgen oder unverständliche Schreie und Bongos für unkorrekte Mondo-Exotik. Und immer wieder ist man beim Medium Film, auch bei den Songtiteln, die allesamt mach vergessenen B-Movies klingen: “Il Labirinto”, “Sepolto dalle Sabbie del Tempo”, “Il Grande Idolo”, “Le Rovine Circolari” etc. (A.Kaudaht)
Label: Sound of Cobra/ Macina Dischi