Wenn Ryan Moore vom Twilight Circus Dub Sound System mit Edward Ka-Spel ins Studio geht, dann ist dies die Wiederaufnahme einer alten Verbindung, denn Moore spielte bekanntlich fast zwei jahrzehntelang Schlagzeug und Bass bei den Legendary Pink Dots. Mit etwas Fantasie also ist ein Album wie “800 Saints A Day” auch ein Beispiel dafür, wie die Pink Dots heute klingen könnten, wenn Moore nach seiner Hinwendung zum Dub in der Band geblieben und seine Einflüsse eingebracht hätte.
Es kam bekanntlich anders und Moore ging ab Mitte der 90er seinen ganz eigenen Weg und fand seine eigene Handschrift als Dub-Producer, ohne seine Wurzeln als Kind der Punk’n'Wave-Generation je leugnen zu müssen. Auch “800 Saints In A Day” ist letztlich ein lupenreines Twilight Circus-Album geworden, auf dem Ka-Spel mehr eine – wenn auch wichtige – Gastrolle spielt.
Mit der Midtempo-Nummer “Lunar Moth” beginnt das Album gleich hitverdächtig, auch wenn die Reise sich irgendwann in der Erdatmosphäre in verspieltem Computernosie verliert. “Next stop’s the moon”, hallt es aus den Boxen, Ka-Spel scheint in seinem Element zu sein, und wer den Psychedeliker in den letzten Jahren eher als verträumten Zeitgenossen erlebt hat, mag sich über den fast schon aggressiv eindringlichen Stimmbeitrag wundern. So szenisch die (in der Mehrheit instrumentalen) Stücke auch angelegt sind, so ist doch ein eher warmer und für Dub fast ungewohnt dichter Sound verbindend, Stimmen und andere Samples wirbeln durcheinander, Bongos, die von Ethnoskitsch zu Polyrhythmen switchen, sorgen für Exotik.
Der Übergang zwischen dem chaotischen “Germ Patrol” zum klanglich hervorragend gestalteten “Church of Cheese ’75″ könnte nicht kontrastreicher kaum sein, letzteres bildet dann auch den Höhepunkt des Albums: Filmreife Synthieflächen sorgen für 60s/70s-Kolorit, sehr plastisch gestaltete Synthiebeats geben dem Song eine ganz eigene Markanz.
Als die Aufnahmen nach mermaligem Hin- und Herschicken zwischen Nijmwegen und London fertig waren, sprach Papst Franziskus gerade 800 Personen der Kirchengeschichte während einer einzigen Messe heilig. So hatte das Album dann auch seinen Titel. (A.Kaudaht)
Label: Tourette