Wie an jedem interessanten Musiker scheiden sich auch an Aidan Baker bisweilen die Geister. Loben die einen die konzentrierte Ruhe seiner meist auf Gitarrendrones basierenden Musik, so betrachten andere genau dies als phlegmatisch und monieren darüber hinaus die schiere Quantität seines Outputs, das letztlich auf regelmäßige Kollaborationen angewiesen ist, um sich nicht allzu oft zu wiederholen. Einig sind sich aber wohl die meisten darin, dass Baker nicht in erster Linie durch Experimetierfreude und Unberechenbarkeit brilliert, vielmehr weiß man in großen und ganzen, was man an ihm hat und schätzt die kleineren Variationen seines Stils.
Mit dem Gitarristen Markus Steinkellner alias Idklang hat er jedoch ein Album eingespielt, das ihn von einer bisher unbekannten Seite zeigt. „In The Red Room“ enthält keine ausladenden Tracks, die sich über einen längeren Zeitraum kontinuierlich in ihrer Fülle und Intensität steigern, auch von ambienten Drones ist zumindest auf der Rahmenebene wenig zu entdecken, verrauschte bis stark verzerrte Gitarren sorgen zwischendrin eher für eine rauere Dröhnung. Sollte man etwas Konzentriertes in dieser Musik finden, so besteht wohl keine Gefahr, es mit Entspanntheit zu verwechseln. Vielmehr findet sich in den durchweg kurz gehaltenen Stücken eine Plethora an Soundeffekten und viele der kleinteiligen und vor allem gut konturierten Details, aus denen ab und an ganz plötzlich Grobes, Schroffes herausragt, scheinen sich in einem ernsthaften Widestreit miteinander zu befinden.
Immer wieder rückwärts abgespielte Tonspuren scheinen diese tendenzielle Richtungsverweigerung zu symbolisieren, erst recht wenn sie mit dezentem Saitenspiel kollidieren, das fast an Jazzklassiker wie die Kollaborationen von Ralph Towner und Gary Peacock erinnert. Ich weiß nicht, ob es die in unterschiedlicher Lautstärke abgemischten Spuren mancher Tracks sind, die der Musik den Reiz des schwer greifbaren geben. Vielleicht ist es auch die stets veränderliche rhythmische Seite der Musik, die sich schon in den pulsierenden finger pickings abzeichnet und in verspielter Perkussion ihre Höhepunkte findet. (A. Kaudaht)
Label: Karlrecords