Wer bei „Post Future Recordings“ eine besonders progressive, noch nie dagewesene Musik, also den Sound der vollendeten Zukunft erwartet, wird schnell eines besseren belehrt, denn Black Light Ascension, die Truppe um den KnifeLadder-Veteranen Andrew Trail, spielen eine Musik, die man schwer ohne Querverweis auf die seit Jahren anhaltende 80er-Retromanie charakterisieren kann. Die düsteren Synthies und die zum Teil harten Electrobeats wecken Erinnerungen an klassische Human League und Depeche Mode, stellenweise sind sie nur unwesentlich poppiger als die EBM-Stücke von Gruppen wie Agent Side Grinder. Der Bezug zum Übermorgen ist vielmehr inhaltlicher Natur, und wenn man sich an den Tracktiteln entlanghangelt, so beginnt die Zeitreise ganz dystopisch um fünf vor zwölf und endet beinahe idyllisch in einem neuen Jahr Null. Aus der Asche, die dem Debüt „Ashes“ den Namen gab, scheint sich hier ganz zaghaft ein Phoenix emporzuringen.
Die ersten Minuten beginnen erwartungsvoll, denn „10 Minutes To Midnight“ basiert auf einem monotonen, hypnotisierenden Takt, der nicht verrät, in was für eine Zukunft er die Hörer trägt. Schon bei den nächsten beiden Tracks offenbart sich der Grundcharakter des Albums in nuce. „Safe at Home“ zeigt sich von der kühlen, minimalistischen Seite, fordert die Schwarzgewandeten dieser Welt mit Eispickelbeats zum Tanz auf, und die Sicherheit, die hier besungen wird, ist natürlich trügerisch. „Gerouge“ dagegen gibt sich radiotauglich, die poppige Synthiemelodie ist vielleicht etwas einfach gestrickt, doch der bedeutungsschwere Gesang Trails, nicht unähnlich dem seines Freundes Lloyd James, gibt dem ganzen dann doch ein gewisses Charisma. Und so geht die Reise ihren Gang, illusionslos, doch nicht ohne Neugier auf das ungewisse Morgen, dass im „Year Zero“ mit entspannten Synthieflächen beginnt, die es dem Hörer überlassen, als pastoral oder doch eher als genügsam empfunden zu werden.
Was die meisten Stücke von gängigem Elektro unterscheidet, ist das Faible für dröhnende Klangflächen, die zwar oft und gerne hinter den Takten der Drummachines und den mitreisende Vocals versteckt sind, die subkutan aber ihre Wirkung nicht verfehlen. Auch ist der Sound zwar übersichtlich und geschliffen, jedoch nie glattgebügelt und ohne spontane Überraschungsmomente. (J.G.)
Label: Hau Ruck!