TRONDHEIM JAZZ ORCHESTRA / CHRISTIAN WALLUMRØD: Untitled Arpeggios and Pulses

Über weite Strecken mag man kaum glauben, dass ganze zehn Musiker an den „Untitled Arpeggios and Pulses“ mitgewirkt haben, und die ersten gut zehn Minuten erscheinen ausgesprochen minimalistisch orchestriert. Eine Folge durlastiger Akkorde auf Wallumrods Flügel, scheinbar endlos wiederholt, eine immergleiche Melodie. Eine ganze Weile lang muss man genau hinhören, um all das zu registrieren, was irgendwann nicht mehr zu überhören ist, nämlich dass dieses trügerische Einerlei voll kleiner, mit der Zeit immer deutlicher werdender Brüche ist.

Die Lautstärke bleibt nicht immer konstant und auch die Melodieführung ändert sich bisweilen leicht, v.a. aber gesellen sich mit der Zeit immer mehr klangliche Komponenten hinzu, ganz leise im Hintergrund zunächst, klammern sich an die einzelnen Pianotupfer wie raureif an einsame Baumstämme. Meist handelt es sich dabei um leises, gerade so vernehmbares Dröhnen, Schaben und Schnarren, und es erfordert eine gewisse Aufmerksamkeit, zu erkennen, dass die Geräusche diversen Blas-, Streich- und Perkussionsinstrumenten entstammen. Ganz plötzlich ändert sich irgendwann auch die Melodie, etwas Mollastiges löst die alte Akkordfolge ab, ein neuer Abschnitt beginnt und das alte Spiel beginnt von vorn – nicht ganz allerdings, denn nun geben sich die Variationen durhaus etwas extrovertierter.

Das aus einem einzigen fünfzigminütigen Track bestehende „Untitled Arpeggios and Pulses“ entstand 2014 als Auftragsarbeit zum fünfzigsten Jubiläum des Kongsberg Jazz Festival und wurde von Christian Wallumrod, einem der renommiertesten zeitgenössischen norwegischen Komponisten mit Roots im Jazz abenso wie in der Kirchenmusik, für das als offenes Kollektiv arbeitende Trondheim Jazz Orchestra geschrieben.

Eine handvoll Gitarren, Saxophon, Trompete und Tuba, mehrere Drumkits, zwei Klaviere, Bass und jede Menge Elektronisches – all diese Geräte haben ihre eigenen Momente, in denen sie solo oder in reduzierter Zusammensetzung aus zwei oder drei Instrumenten den Sound bestimmen, und auch wenn die Musik von Abschnitt zu Abschnitt an Üppigkeit zunimmt und dabei unberechenbarer, schräger, ereignissreicher und stellenweise nahezu dadaistisch gerät, bleibt das Gesamtbild doch durchgehend von der Eleganz des Reduzierten geprägt. Ideal für Hörer, die mit ihren Ohren gerne ganz nah an die Ereignisse heranzoomen. (U.S.)

Label: Hubro