Wie es scheint, widmen sich die Gebrüder Hurtado, die in den frühen Eighties die nach einem Spätwerk Duchamps benannte Band Étant Donnés gründeten, zur Zeit verstärkt der Zugänglichmachung vergriffener Aufnahmen. Nachdem vor kurzem einige alte Tape-Aufnahmen bei Vinyl on Demand auf Schallplatte erschienen sind, steht nun – dankenswerterweise, muss man sagen – eines ihrer bekanntesten Alben wieder in den Läden.
Das vor gut 25 Jahren bei Touch erschienene „Aurore“ ist vielleicht das bekannteste der überwiegend auf bearbeiteten Feldaufnahmen basierenden Alben, die die ursprünglich aus Marokko stammenden Franzosen v.a. in den frühen 90ern herausbrachten. Zu seinen besonderen Stärken zählt die Balance, in der organisch und elektronisch klingende Komponenten, natürliches und künstliches, sich stets die Waage halten. Feuer und Wasser sind die Hauptkomponenten des Klangmaterials, das in unterschiedlichen Graden der Verfremdung vorliegt und insgesamt in eine eher ambiente Form von plastischer Gestalt und meist auch übersichtlicher Struktur gebracht wird.
In besonders beeindruckenden Momenten fühlt man sich an das Summen von Insekten erinnert, denkt vielleicht an Aufnahmen von Dave Phillips oder klassische Aube-Arbeiten. Mit diesen Klängen verstehen es Étant Donnés, Spannung aufzubauen – einerseits durch die sich langsam, mit einigen retardierenden Momenten, steigernde Dynamik, die oft einen rhythmischen Einschlag bekommt und doch ohne echte Beats auskommt, zum anderen durch die spukhaften Vocals, deren Abgründigkeit durch simple Raumklangeffekte und plötzliches Variieren der Lautstärke an Intensität gewinnt.
Im zweiten der unbetitelten Stücke wird die Rhythmik aus einem Gewittersample gezaubert, das einen anfangs noch heimelig anmutenden Regenschauer übertönt, zusammen mit den geflüsterten Text, der sich gekonnt in den Takt des Donner(n)s einfügt, entsteht eine ausgesprochen düstere Atmosphäre, die ähnlich wie beim Glockenläuten in einem weiteren Stück an die Stimmung europäischer Gothic Horror-Filme erinnert.
Nachdem das Album jahrelang vergriffen war, sind nun 500 schwarze Vinylscheiben erschienen. Zwei weitere Alben aus dieser Ära sollen ebenfalls noch in diesem Jahr folgen.
Label: Penultimate Press