THE BALUSTRADE ENSEMBLE: Renewed Brilliance

Als ich vor rund zehn Jahren erstmals auf einer heute nur noch für Archäologen interessanten Platform namens Myspace auf The Balustrade Ensemble stieß, war ich recht angetan von der filigranen Musik des geheimnisvollen Kollektivs, das mit seinen wohligen Klängen nicht so recht “experimentell” klingen wollte, gleichzeitig aber auch zu abstrakt und zerfleddert daherkam, um als Postrock oder gar Pop zu gelten. Jedenfalls stach die Band, die  damals noch kein release zu verzeichnen hatte, weit heraus aus dem Standard der zahlreichen Gewächse, die das gerade aufkommende Web 2.0 bewucherten. Dennoch verschwand die Band nach einiger Zeit wieder aus meinem Blickfeld, und als mich kürzlich das mittlerweile zweite Album der Amerikaner erreichte, bekam dessen Titel für mich umgehend eine ganz eigene Bedeutung.

Das Label bezeichnet “Renewed Brilliance” als Traumreise, als Score für den müden Time Traveller, und in der Tat schaffen die Musiker um Grant Miller (Gitarre) und Scott Solter (Elektronik), zu denen sich mittlerweile der bekannte Cellist Erik Friedlander gesellt hat, eine bezaubernde Heterotopie aus traumhaft verschwommenen Klängen. Verschwommen ist dabei nicht nur die impressionistische Gestalt der intrikaten Klangfolgen, sondern auch der Sound der verwendeten Instrumente selbst, die oft derart ineinanderfließen, dass man Piano, Streicher, Bläser und diverse “vintage manuals” oft erst mit der Zeit halbwegs erkennen kann. Wenn Sängerin Wendy Allen all dies in ausgesuchten Momenten mit ihrem morriconesken Gesang krönt, ist das Idyll perfekt.

Eine solche Beschreibung wähle ich nur schweren Herzens, denn gemeinhin stellt man sich darunter etwas nur noch schönes, gar kitschiges vor, das jedoch weit entfernt wäre von all den nur andeutungshaften Stimmungen, die das Ensemble zu bieten hat. Auch in den heiteren Passagen ist die Musik zu dezent für ein triviales Narrativ, zu verschommen-tremolierend für die Klarheit der Verklärung, zu ungreifbar auch in denjenigen Momenten, die eine Glasur in den magischen Farben eines Hilmar Örn Hilarsson bedeckt.

Label: Serein