Rangda sind eine sogenannte Supergroup, d.h. sie bestehen aus altgedienten Musikern, die z.T. in bekannten Bands spielen, bzw. zahlreiche Soloarbeiten und Kollaborationen zu verzeichnen haben. Da wären an den beiden Gitarren Sir Richard Bishop, der seit dem Ende der Sun City Girls primär solo unterwegs ist und zuletzt ein fantastisches Akustikalbum im Stil arabischer und nordafrikanischer Musik herausbrachte, und Ben Chasny, dessen Hauptprojekt Six Organs of Admittance die Grenzbereiche zwischen akustischer Lofi-Musik und Noiserock auslotet. An den Drums zuguterletzt Chris Corsano, der ursprünglich von Punk kommend mittlerweile eine feste Größe der amerikanischen Improv-Szene darstellt und mit so unterschiedlichen Leuten wie Björk und der No-Neck Blues Band kollaboriert hat. Auf ihrem mittlerweile dritten Album – es gab zwischendrin noch eine Split mit The Dead C – beweisen sie mehr denn je, dass ihr gemeinsames Projekt das Potential für etwas Langfristiges hat.
Ob “The Heretic’s Bargain” ein inhaltliches Konzept zugrunde liegt, ist mir unbekannt, doch geht man nach der Musik und dem strukturellen Aufbau des Albums, so drängt sich die Vorstellung eines radikalen Auflösungsrituals geradezu auf – Bishop, Chasny und Corsano inszenieren zu Beginn einen nahezu perfekten, energiegeladenen und mitreißenden Psychedelic Rock, den sie dann Track für Track immer mehr im furiosen Rauschen, im zerfledderten Gepolter und zum Teil auch in niederdrückender Schwere auflösen.
“To Melt The Moon” beginnt mit donnernden Snares, die sich bald in einen straigten Stakkaorhythmus einfinden, dem sich ein fulminantes Gitarrensolo beimischt. Corsano steht mehr denn je im Zentrum des Geschehens, während die druckvolle Musik nicht weiter entfernt sein könnte vom schöngeistigen arabesken Fingerstyle von Bishops jüngeren Alben. Bekannte Motive, die auch mal funky daher kommen können, leiten über in das ebenso starke “The Sin Eaters”, dessen leicht bluesrockiger Rhythmus schon etwas weniger auf nachvollziehbare Takte gibt, und weil der Touch von Derangiertheit so viel Spaß macht, setzen die Gitarristen dann auch gleich noch mit ätzende Riffs eins drauf.
Fast könnte man meinen, dass in “Spine Agnew” die Struktur noch mal gerettet wurde, so gut funktioniert hier das einander Zuspielen von Bishop und Chasny, so gut überzeugen v.a. auch die monumentalen Melodien, die sie ihren dröhnnden und jaulenden Saiten entlocken, doch man freue sich nicht zu früh über dieses retardierende Moment, denn spätestens auf der zweiten Seite geht jede Kohärenz flöten: In “Hard Times Befall The Door to Door Glass Shard Salesman” präsentieren sich Rangda als lupenreine Feedbacknoiser, deren Ekstase nach unkoordinieretem Rumpeln und irren Hochfrequenzen in ein verkatertes Dröhnen kippt. Verausgabung pur, und dazu ein großes zwinkerndes Auge, wie um zu demonstrieren, dass es für all dies keine großen, pathetischen Gesten und bierernsten Konzepte braucht.
Völlig dekonstruiert und zugleich das ganze Album resümierend dann das finale “Mondays Are Free At The Hermetic Museum”: Sitar, schöne Melodien und an Blackshaw erinnernde Figuren treffen auf Ausbrüche, die sich nur aufgrund der Schwere halbwegs im Zaum halten und am Ende in der erschöpften Auflösung ein Fazit ziehen, das keines weiteren mehr bedarf.
Label: Drag City