RAPOON: Blue Days

In den letzten Jahren haben sich zwei Entwicklungslinien im Werk von Robin ‘Rapoon’ Storey herausgebildet. Während der frühere Zoviet France-Musiker in einigen Arbeiten seine rituell-ambiente Seite in langsam aufbauenden Kompositionen primär auf Wirkungsintensität ausrichtet, gibt es seit einiger Zeit vermehrt Veröffentlichungen, denen man nur im weitesten Sinne Albumcharakter attestieren kann, die eher Sammlungen von Skizzen sind, bei denen man als Hörer oft nicht umhin kann, sich die einzeln vorgeführten Sounds in größeren konzeptuellen Zusammenhängen vorzustellen. In diesen Aufnahmen präsentiert Storey seine Musik als eine im Werden begriffene.

„Timeloop Anomalies”, „To West and Blue” und „Fall of Drums”, die in den letzten vier Jahren bei Zoharum erschienen sind, gehören in die erste Kategorie, das vorliegende „Blue Days” mit zahlreichen Tracks zwischen knapp einer und acht minuten Spieldauer dagegen knüpft an die vor einem Jahr erschienene „Cultural Forgeries” an, auf der bereits Klänge und Mikrostrukturen traditioneller und oft ritueller Musik aus verschiedenen Regionen enggeführt und auf Gemeinsamkeiten abgeklopft wurden.

Die Stücke auf „Blue Days” sind so heterogen und slightshowartig präsentiert wie auf dem genannten Vorgänger, dabei aber elektronischer ausgerichtet und in all ihrem Fragmentcharakter doch stärker (nach-)bearbeitet. Gongs und Glocken, Flöten, Handperkussion in entspannter wie hektischer Bearbeitung und einiges mehr erfahren fast schon so etwas wie eine Rahmung durch Synthies, cheesy Chorsamples und partielle Noisemomente. „Long Time Ago Now” hat dann auch fast etwas von nostalgischem Minimal Synth und ist zugleich ein gutes Beispiel für den spontan wirkenden Fingerübungs-Chrakter der Platte, v.a. durch den nicht gerade entscheidungsfreudig abgemischten Gesang, der mal ganz intim am Ohr ist und dann wieder kaum hörbar im Hintergrund verschwindet.

Im weiteren Verlauf verweist ein verfremdetes Grollen von Stimmen und mit viel Hall unterlegte Chorpassagen auf eine Richtung, in der sich Storey derzeit umschaut, doch eventuell ist dies auch nur eine temporäre Flause. Bei anderen – ethnolastigeren – Stücken fühlt sich der Rapoon-Fan schon eher zuhause, einige Songs entfalten zu Handdrums eine mittelalterlich anmutende Melodik, dann wieder tritt die Musik etwas in den Hintergrund, um Raum für rezitierte Texte nah am Flüsterton zu schaffen.

Die CD erscheint im farblich und grafisch schön gestalteten Gatefold-Cover – wie eine LP en miniature, gar nicht unähnlich den musikalischen Ansätzen, die hier im Kleinformat gezeigt werden. (A.Kaudaht)

Label: Zoharum