Auf den ersten Eindruck könnte man denken, der Titel „Funeral Musik for You and Me“ sei ironsich gemeint, nicht nur wegend es Mix aus deutschen und englischen Wörtern, denn weder die Musik, noch die Titel der einzelnen Abschnitte dieses Werks einer eher abstrakten Klangkunst zeigen einen offenkundigen Bezug zu Themen wie Tod und Trauer. Wie der Untertitel des Release allerdings impliziert, bedinden wir uns „Within a Triangle of Esoteric Sound“, was naheliet, dass es bei Marek X. Marchoff, bekannt durch die Projekte Different State und 23 Threads, ohnehin wenig konkret zugeht. „Funeral Musik for You and Me“ folg allerdings auf das Album „Funeral Musik for Jenny Marchoff“, das seiner kurz davor verstorbenen Großmutter gewidmet war. Somit kann man die vorliegende CD auch als eine Art Nachtrag, als ein Ausloten von Aspekten der Trauer im Allgemeinen deuten.
Wollte man dieses Ausloten aufgrund des musikalischen Resultates resümmieren, so käme man schnell zu dem Ergebniss, das hier ein eher abgeklärtes Bild vom unausweichlichen Rhythmus des Lebens und Sterbens gezeichnet wird, denn die Musik, bei der Marchoff digitale und analoge Erzeuger zur Verfüngung standen, gibt sich äußerst kühl und sowohl klanglich als auch atmosphärisch reduziert. Das heißt jedoch nicht, dass es hier einimensional zuginge – rhythmische Synthies, von Zeit zu Zeit angedeutete Perkussion, vielerorts Klänge, die an das Messen von Herzströmen und andere medizintechnische Abläufe erinnert, zwischendrin Melodien, die etwas versteckt Sehnsüchtiges anklingen lassen und aus dem rein Technischen ausbrechen, demonstrieren im Zusammenspiel, wie wenig greifbar all das sein kann, was dem Einzelnen bei der Reflexion über die Vergänglichkeit des Lebens in den Sinn kommt und illusitrieren auf eine gewisse Weise, wie stark ineinander verschlungen Ratio und Gefühl dabei bisweilen agieren.
Beinahe leitmotivisch sind dabei die dezenten Rhythmen, die sich über weite Strecken nur im minimalen Fiepen und repetitiven Wabern manifestieren, bei den noisigeren Tracks jedoch auch mal aggressiv und verzerrt an der Oberfläche behaupten und gelegentlich (zum Gück nur) fast im Breakbeats ausufern. Stark bearbeitete und demonstrativ in den Hintergrund gemischte Vocals scheinen die Unsicherheit zu betonen, ihre genügsame Monotonie scheint sich dagegen aber wohl kaum auflehnen zu wollen. Eine kernige Bassspur und entnolastige Handrums lassen die Reflexionen engültig als Irrgarten der Stimmungen und Bezüge erscheinen. Immer wieder scheint es, als ereigne sich gerade ein konventioneller Songanfang, und man werde gleich einen typischen Minimal Synthie-Song alter Schule zu hören bekommen, doch es bleibt bei der Skizze. Dies ist Funeral-Musik für uns alle, und das endgültige Narrativ muss jeder Hörer für sich entwerfen.
Label: Zoharum