Mit CAN komponierte Holger Czukay einiges an Filmmusik, deren Höhepunkte bereits 1970 auf der Compilation „Soundtracks“ erschienen sind. Als er ein Jahr nach dem Ende der Band in Eigenregie das Album „Movies“ herausbrachte, spielte der Titel wohl primär auf Czukays Faible für das Medium Film an, und auch wenn es dazu keine genaueren Erklärungen gibt, fallen doch einige Bezüge auf – der szenische und bisweilen episodische Charakter der Stücke, der zusammen mit etlichen Reminiszenzen an damals zeitgenössische Filmmusik zwangsläufig bewegte Bilder heraufbeschwören musste, lange bevor Schablonen wie „Score für den imaginären Film“ inflationär wurden. Manches hört sich auch nach dem einfluss bekannter Filmkomponisten an, außerdem nährten die Songtitel so manches cinematisches Narrativ. Gerade wurde die Platte bei Grönland mit Bonus-Stück unter dem Titel „Movie!“ wiederveröffentlicht.
„Movies“ war Czukays zweite Soloplatte, und im Unterschied zu vielen Arbeiten der 80er hört man das CAN-Erbe noch deutlich heraus, was natürlich mit daran liegt, dass die Bandbesetzung noch ausschließlich aus CAN-Musikern bestand. Trotz eines Mentors wie Stockhausen war CAN die vielleicht jazzigste und funkigste der bekannten Krautrock-Bands, was auch hier noch deutlich zu hören ist – das tanzbare „Cool in the Pool“ wäre mit seiner perfekt eingesetzten Orgel, den coolen Bläserparts und dem funky Zusammenspiel von Bassgitarre und Schlagwerk der ideale Score einer amerikanischen Gansterserie und ist eine Lifestyle-Parodie erster Güte.
Dem vielleicht am diametralsten ist „Persian Love“, dass damit nur die Leidenschaftlichkeit gemein hat: Über einem entspannten orientalisch gefärbten Dubsound entfaltet sich ein klagender männlich-weiblicher Wechelgesang in Farsi, vermutlich jahrzehnte zuvor auf Vinyl gebannt und hier als Sample hineinmontiert. Vielleicht ist „Hollywood Symphonie“ das Herzstück des Albums, zusammen mit „Oh Lord, give us more Money!“ verkörpert es die Mixtur aus Krautrock und Kino in Reinkultur: Spacige Keyboardsounds und cooler finger style lassen geradezu Morricone-Feeling aufkommen und katapultieren die Hörer in ein episodisches Medley aus Peckinpah-, Castellari- und Fulci-Szenen.
Ein äußerst frisches Album, wie es selten direkt auf das Ende einer Bandgeschichte folgt, und das auch nach fast vierzig Jahren nicht angestaubt wirkt – dafür kann man Grönemeyer nur danken und hoffen, dass er weiter in der Mottenkiste deutscher Musik wühlen wird.
Label: Grönland