Bei aller Vielfalt folkig oder traditionell angehauchter Musik überwiegt doch meist das Eingängige oder gar Liebliche, denn der Reiz einfacher Songs in romantisch-schöner Gewandung zu produzieren ist groß. Wesentlich schwerer tut man sich mit einer Musik, der das Urige, Ungeschlachte archaischer Kläge betont und dabei in die Atonalität des Noise oder Noiserock kippt. Akauzazte ist in der Hinsicht ein unentdeckter Schatz, was sicher auch damit zu tun hat, dass das raue Baskenland mit seiner geheimnisvollen Sprache und seinem derben Menschenschlag eine subkulturell noch recht unerforschte Region innerhalb der musikalisch sehr reichhaltigen iberischen Halbinsel darstellt. Und die Band hat ihre Region nur selten verlassen.
Es gibt von ihnen eine ganze Reihe an Releases in Eigenregie, da “Etzazuaka” beim Barcelonaer Màgia Roja-Label erschienen ist, fand es auch seinen Weg in unsere Breiten. Man muss dazu sagen, dass Akauzaztes Wurzeln ohnehin nicht im Folk gewachsen sind, sondern in lärmigeren Gefilden, doch ich weigere mich, das Urig-Archaische ihrer Musik als reines Zufallsprodukt abzutun. Das aktuelle Album beginnt mit einem Sound, der an shoegazigen Schwarzmetall erinnert, nur etwas erdiger vielleicht als üblich, eine leicht in den Hintergrund gemischte Stimme presst Unverständliches heraus, die verkappt songartige Struktur und die ebenso verkappt folkige Melodie wird konterkariert durch ein mysteriöses Brummen, und wenn der von einer Sackpfeife begleitete Gesang immer mehr in Hecheln übergeht, bleibt der Eindruck, dass etwas Grobschlächtiges am erwachen ist.
Mag der raue und verrauschte Klang der Platte die einzelnen Songs auch gut zusammenhalten, so tut sich in einzelnen Momenten doch recht viel und unterschiedliche Komponenten erobern immer wieder aufs neue den voreren Bühnenrand des Geschehens. Punkige Bassläufe, wund, repetitiv und von stetig anwachsender Intensität, derbe und zugleich in ihrer wilden Exotik schöne Vokalparts, die mal im Chor gesungen, mal als wütende Schreie herausgeschleudert werden. Kernige, knarrende Riffs und gegeneinander geschleuderte Metallteile – ein Effekt, der vielleicht nur durch das in ungewöhnlicher Art malträtierte Schlagwerk zustandekommt, welches im stakkatohaften “çjkkkkkkkkkkkkkkkkk” besonders heftig rattert. Dann wieder kreisende Drones und koloritschwangere Glocken, die eher an den Wilden Mann oder die Stiere auf dem Cover erinnern als an liebliches Gebimmel.
Akauzazte heißt übrigens so viel wie “Ihr müsst alle sterben”. Nun, dem haben wir nichts entgegen zu setzen. “Etzazuaka” jedenfalls ist wie ein sich zufällig öffnendes Einfallstor in eine seit Jahrzehnten aktive Parallelwelt, Glück hat, wer unachtsamen Schrittes hineinfällt und den Mut und die Neugier hat, das seltsame Reich Akauzaztes zu erkunden. (U.S.)
Label: Màgia Roja