Norman Westberg, den die meisten als Gitarristen der Swans kennen, der darüber hinaus aber in einer Vielzahl weiterer Bands aktiv war, leidet seit Jahren an einem ungleichen Abnehmen seiner Hörvermögens, was bei einem auditiv feinfühlige Menschen naturgemäß zu intensiven neuen Beobachtungen führen musste. Eine neue Art, tönen und ihren Nuancen nachzuspüren, neue Unsicherheiten, aber auch im Zuge dessen neu entwickelte Wahrnehmungsfähigkeiten sowie die Wirkung bestimmter medizinischer Heilverfahren gaben Anstoß und Stoff zu dem Album „MRI“, das vor zwei Jahren bereits einmal erschienen ist und nun mit einem neuen dritten Track neu herausgekommen ist.
Die Musik auf „MRI“, die wohl als Koda auf Westbergs Therapie konzipiert ist, ist in der Tat eine Musik der feinen Nuancen und vagen Tendenzen, der unterschwelligen Variationen und subtilen Brüche – all dies in der Gestalt eines klanglich warmen Gitarrenambient, der wunde Stellen und raue Momente zulässt, aber alles unter einem hauchdünnen Film zusammenhält, der den Eindruck erweckt, dass alle Komponenten immer wieder neu miteinander verschwimmen.
Unter diesem Film ist in Titeltrack einiges halbversteckt, an Schritte im Schnee erinnernde Perkussion, die sicher auch der Gitarre und einigen Effekten entstammt, aber auch kleine Spielereien mit dem Tempo, und stets lugt das Infernalische irgendwo um eine Ecke und wird im letzten Moment aufgefangen und in mollastiger Harmonie aufgelöst. Auch im weiteren Verlauf des Albums gibt es Aufwühlendes, im neu hinzugekommenen Bonustrack „Lost Mine“ zum Teil an Obertöne erinnernd, dem harmonisches, beinahe „postrockiges“ Fingerpicking entgegenwirkt.
Mit einer gewissen Sensibilität für solch feinsinnige Klänge – die der zappende Musikkonsument als dröge empfinden könnte – erahnt man schnell, dass unter der einlullenden Oberfläche ein Kampf tobt. Und Westberg schafft es, diesem gerade so viel Raum zu geben, dass die Harmonie gewahrt bleibt und die Musik lediglich an Kontur gewinnt. (A. Kaudaht)
Label: Room40