GAAP KVLT: Jinn

Das neue Album der mysteriösen polnischen Formation Gaap Kvlt, die vor zwei Jahren auf Monotype mit ihrem ersten Longplayer debütierten, ist nach dem Dschinn, dem aus Feuer erschaffenen Geistwesen der islamischen und altarabischen Mythologie benannt, und dem entsprechend verweisen sowohl die Musik als auch die Informationen in den linernotes auf ein leidenschaftliches Interesse an einem mystischen Orient.

Die neun Kompositionen auf Jinn basieren auf einer elektronischen, bisweilen technoiden Grundierung, (teils ethnolastige) Rhythmen im Down- und Midtempo verbinden sich mit einem leichten und zugleich ausgesprochen griffigen Sounddesign und überlappen sich mit einem coolen, erdigen Bassound, der an Hypnotik kaum Wünsche offen lässt.

All dies ist durchdrungen von einem Mosaik aus dezent eingesetzten Samples und Field recordings, die in Form von Sprachfetzen und Zitaten arabisch-nordafrikanischer Musik Kolirit, Anspielung und regionaler Wegweiser in einem sind. Unweigerlich muss man bei dieser Mischung an klassische Projekte wie Muslimgauze denken, ebenso an neueres wie Tzii oder Vatican Shadow – ein Unterschied ist, dass man bei den drei genannten Projekten schnell dahinter kommt, ob es sich um ein echtes Kulturinteresse oder um reine Verklärung handelt. Gaap Kvlt dagegen lassen dies gekonnt offen. Daran ändert auch die Widmung an den Existenzialisten Paul Bowles nichts, der lange in Nordafrika gelebt hatte.

Die paramusikalischen Ergänzungen konkretisieren das maghrebinische Setting, das Artwork von Tomek Mirt (der ebenfalls Musiker ist) ist der maurischen Ornamentik nachempfunden und im Begleittext ist von einer Höhle in Marokko die Rede, in der eine Reise durch die nächtliche Wüste beginnt. Mit den gleitenden Rhythmen und den zum Teil eisigen Synthieflächen könnte man eine solche Szenerie kaum besser heraufbeschwören, und stets ist die Stimmung so zwiespältig wie der Charakter der Dschinnen, die des Nachts die Wüste bevölkern.

Neben den gängigen Downloadformaten für zufällig vorbeigekommene warten 300 CDs im aufklappbaren und ökologisch korrekten Digipack auf die Die Hards und alle die es werden wollen. (J.G.)

Label: Zoharum