Die australischen Trappist Afterland existieren schon seit Beginn unseres Jahrzehnts und haben bereits sechs Alben veröffentlicht, in europäischen Gefilden allerdings sind sie immer noch ein unentdeckter Schatz. Wenn es neben der stilistischen Weite etwas gibt, dass den mystischen Darkfolk diese Gruppe für viele entdeckenswert macht, dann ist es sicher die unterschwellige Energiegeladenheit der feingewobenen Songs, in denen Sänger und Songschreiber Adam Cole seine persönlichen und spirituellen Reflexionen verarbeitet.
Die Musik der Band, die sich nach einem französischen Mönchsorden benannt hat, hat einige Markenzeichen, an denen man sie unter vielen ähnlich gearteten Gruppen sofort heraushören kann: ein zwischen pastoraler Besinnlichkeit und verklärter Euphorie changierendes Spiel auf Gitarre und Oud, eine generelle Leidenschaft für das Zusammenspiel westlicher und asiatischer Folktraditionen, die sich in der Spielweise wie in der Instrumentenwahl finden. Ferner ein symbolistisch gefärbter Bezug zur Bibel und zu Seitenpfaden christlicher Spiritualität, sowie eine sanfte, manchmal tremolierende Stimme, die in einigen Momenten an den Sänger von Whip und Timesbold erinnert, und all dies scheint durchdrungen von einer Entrücktheit, die ohne aufdringliches Pathos auskommt und den Hörer zu inspirieren weiß und zugleich angenehm in Ruhe lässt.
Knapp ein Jahr nachdem die Band mit “Afterlander” erstmals auf Vinyl erschien, folgt mit “God’s Good Earth” ein Album, das mehr als seine Vorgänger starke einzelne Songs betont und zugleich an frühere Aufnahmen anknüpft. Dies gleich zu Beginn auf eine sehr direkte Art, denn der Opener, der zwei Teile des dreiteiligen “God Botherings”-Medley enthält, beginnt mit einer neuen Version ihres frühen Songs “My Own Light Divine”, der hier gelöster und weniger elektrifiziert wirkt als auf dem Debüt. Der Song über religiöse Erfahrungen im Zusammenhang mit der Legende des Heiligen Eustachius und die darauf folgende Reflexion über das Suchen und Fragen als Grundprinzip des Religiösen bilden so etwas wie den Hintergrund, vor dem alles weitere seinen Auftritt hat
Was in den weiteren neun Stücken folgt dürfte keine Wünche offenlassen bei denen, die unter dunkler Folkmusik Current 93, Stone Breath oder Backworld verstehen. Da es schwerfällt, nur wenige Glanzlichter hervorzuheben, nenne ich gleich eine ganze Reihe an Anspieltipps: das mitreißende “Sungirl”, ein vielleicht etwas augenzwinkernder Song für Coles Tochter, die von schmissigen Saitenschlägen begleitet als geheimnisvolles, beinahe dämonisches Wesen besungen wird. “Sundog” als ebenso rührende Hommage an Coles Hund. Das langsamere, schwebendere “Parasites (The Angel & the Wasp)”, bei dem die kreisenden Dronesounds, die man einer südasiatische Zither entlocken kann, am besten zum Tragen kommen.
Ferner “Goodbye Joseph Merrick”, eine von einer wundervollen Melodie und zittrigem Akustiksound getragene Hommage an den sogenannten Elefantenmenschen. Nicht zuletzt der Titelsong, bei dem das Sungirl selbst einen Spoken Words-Auftritt hat. Das feierliche “Chosen” enthielte, wenn Cole mit einem soliden Hazlewood-Gesang aufwarten würde, eine der Essenzen des typischen Apocalyptic Folk: Die großartige Melodie, das stimmungsvolle Geschrammel und die all dies unterstreichende Harmoniumspur lassen eine melancholische Euphorie entstehen, wie man sie vielleicht am ehesten von Bands wie Of The Wand And The Moon erwartet. Der weckrufartige Text über das Auserwähltsein, über das der einzelne letztlich selbst entscheidet, stammt übrignes aus der Feder des Malers Norbert H. Kox.
Nach dem eingangs schon verteilten Lorbeeren will ich es hier mal eher nüchtern ausdrücken: Trappist Afterland haben nun zum sechsten mal ein bei aller Bescheidenheit des Gestus eindringliches, sensibles Folkalbum vorgelegt, diesmal aufgrund der starken Song ideal zum Einstieg. Nachdem die LP nach wenigen Tagen vergriffen war, sind jetzt noch einige CDs sowie der obligatorische Download zu ergattern. (U.S.)
Label: Sunstone Records