Für Anja Lauvdal und Heida Jóhannesdóttir Mobeck ist Musik v.a. auch eine gemeinschaftliche Sache, und spontan und offen wie sie sind, haben sie ihre Künste an diversen Instrumenten bereits in vielen Konstellationen eingebracht – quer durch die meist skandinavischen Welten des Jazz, des Folk und diverser improvisierter Musik. Als sie ihr eigenes Bandprojekt Skadedyr ins Leben riefen, war klar, dass es sich um eine Art Supergroup handeln wird, die viele ihrer Kontakte unter einen Hut bringen wird. Auf ihren beiden Alben ziechnet ich das in der wie selbstverständlich vollzogenen Verknüpfung der unterschiedlichsten Stilelemente ab, recht schnell erwies sich die Truppe aber auch als Liveband.
War das erste Album „Kongekrabbe“ noch ein solider Versuch, die Interessen der Band in ein kompaktes Soundgewand zu packen, so kommt in „Culturen“ die wendige und manchmal sprunghafte Livestimmung zum Ausdruck: Ständig in Bewegung erscheinen die zahlreichen Episoden, die stets dann enden, wenn man es am wenigsten erwartet, und flugs geht die Reise weiter zu den unerhörtesten musikalischen Orten. Um die rasante Mischung des diesmal zwölfköpfigen Ensembles zu mögen, muss man natürlich nicht nur ein Faible für Wandlungsfähigkeit haben, es bedarf natürlich einer ebenso großen Schwäche für die Hauptelemente der einzelnen Szenen – lauer, oft bläserdominierter Jazz für verbummelte Nachmittage, Folk- und Klezmer-Anleihen und simple Rhythmen, zu denen man im Kreis tanzen kann, psychedelisches Orgelwabern, verschwurbelte Sounds mit Nurse With Wound-Charme, Momente an der Grenze zur Stille.
Bisweilen bekommt die Musik etwas slightshowartiges, wenn sich kurze Soli auf diversen Instrumenten die Klinke in die Hand geben und einzelne Komponenten für Augenblicke etwas stärker exponiert werden, und an vielen solcher Stellen entsteht der Eindruck, als soll damit an die vielen Kontexte angeknüpft werden, in denen diese Musik steht. Das geschieht sicher auch dann, wenn eine Melodie auf dem Piano oder der Violine entfernt an bekannte Standards erinnert. (A. Kaudaht)
Label: Hubro