BERTONI / BOCCARDI / MONGARDI: Litio

Die initiale Idee zu diesem Trio kam dem Mailänder Alberto Boccardi, der von Haus aus elektronischer Sounddesigner ist, aber auch ein Faible für Gitarrenmusik jenseits herkömmlicher Rockstrukturen hat. Nachdem er sein Electronica-Album „Fingers“ herausgebracht hatte, konsultierte er seine beiden Landsleute Antonio Bertoni (Bass) und Paolo Mongardi (Drums), die vom Rock und vom Jazz kommen, für eine auf dem Album basierende Tour. Während dieser wurde ausgiebig gejammt, und aus dem gemeinsam eingespielten Material kristallisierte sich schnell der Rumpf einer eigenständigen Arbeit heraus, die nun unter dem Titel „Litio“ (dt. „Lithium”) knapp vierzig Minuten treibende und stets im Wandel begriffene Rhythmik bereithält.

Dass die drei Musiker zu einer bestens harmonierenden Einheit zusammengewachsen sind, erkennt man schon daran, wie schwer unter den Komponenten ein zentrales Leitmotiv bestimmt werden kann. Sind es die technoiden Klangarrangements, das organisch anmutende Wubbern der Bässe oder das rituelle Klingeln und Rasseln, das von Zeit zu Zeit die Illusion von etwas Archaischem einbringt? Die hypnotische Metallperkussion, die in eine ähnliche Kerbe schlägt, oder ihr Gegenstück, die an Rock und Metal angelehnten Drumspuren, die sich über dröhnende Flächen entfalten und gelegentlich an den Nerven zerren? Der schleppende Touch von Doom, der bisweilen um die eine oder andere Ecke lugt, nachdem er sich fast unmerklich aus verlangsamten Rhythmen und ambienten Dronescapes herausgewunden hat? Oder die oft unerwarteten Brüche und die kollagenhafte Schichtung des Ganzen?

Ich denke, es ist die Stimmigkeit selbst, die Illusion, einem Werk aus einem Guss zuzuhören und den Komponentenreichtum der Kollaboration zu vergessen, der nur an manchen, vielleicht beliebigen Stellen ins Bewusstsein der Hörer gelangt und für einen Moment die Weite dieser Musik erfahren lässt. Eine Fortsetzung wäre wünschenswert. (A. Kaudaht)

Label: Boring Machines