PainKiller ist insofern ein ungleiches Trio, als John Zorn und Mick Harris sich nach und nach von ihren ursprünglichen Metiers wegbewegt und musikalisches Neuland entdeckt haben, während Bill Lasswell schon immer quer zu allen möglichen Genres lag. Gerade im Falle John Zorns stand die Hinwendung zu Formen des Rock, Metal und anderen jazzfernen Musikarten im Zeichen des Aneignens, Fruchtbarmachens, und hatte einen im besten Sinne experimentierenden Charakter. In den frühen Alben des Trios konnte man diesen Experimentcharakter (ähnlich Laswells Formation Last Exit) noch heraushören. Das 1994 erschienene dritte Album „Execution Ground“ jedoch, das gerade wiederveröffentlicht wurde, klingt streckenweise ausgesprochen harmonisch, die Musik erscheint wie aus einem Guss und dockt in der Hinsicht auch ganz gut an die weniger jazzigen Arbeiten von Zorns früherer Band Naked City an.
Aus einem Guss, so kann man es nennen, wenn bei den beiden Versionen von „Parish of Tama“ alle drei Musiker gleichsam zu hören sind und immer wieder wie in einem guten Jam aufeinander reagieren. Was dabei herauskommt, ist vor allem bei der „Ossuary Dub“-Version äußerst dramatisch, und fast scheint es, als wäre die Bewegung selbst das eigentliche Thema des Stücks: Nach einem lärmigen Auftakt scheint die Bewegung, versteckt hinter Zorns jaulendem Tenor Sax, zunächst auf der Stelle zu treten, doch das vorsichtige Tasten geht langsam über in impulsives Gepolter und gerät immer mehr in den Fluss, in den auch Harris mit Blastbeats greift. Dann fast sakrale Stille. Viele der dezent im Hintergrund wirkenden Klangideen sind wohl primär Laswells Verdienst, ebenso die dubtypische Arbeit mit Hall und leeren Räumen.
Solcherlei hat seine größten Momente in „Morning of Balachaturdasi“, dem vielleicht zaghaftesten und zugleich zerfleddertsten Stück auf der Platte, bei dem allerlei Dubelemente verbraten werden, auf die Zorn mit einer soliden Roots-Melodie die Sahnehaube plaziert. Doch auch hier wieder der harmonisierende und alle Details integrierende Fluss von Harris gemächlichem Taktschlag. Die filmreife Düsternis der Ambient-Version von „Pashupatinath“ bildet zu all dem einen schicksalsschweren, dunkelgrollenden Kontrast – kein Dark Ambient, kein skandinavischer Death Industrial hätten dies besser (und klischeehafter) inszenieren können. Manche Stellen erinnern an tibetische Rituale, metallenes Scheppern sorgt für zusätzliches Kolorit, und wenn ich bei den langgezogenen Schreien am Ende an die frühen Current 93 denken musste, dann nicht nur, weil Zorn selbst diese Band schon mit solch sanften Saxophon-Strichen bereicherte, die auch dieses Stück abschließen.
An der Geschichte von PainKiller kann man exemplarisch nachvollziehen, wie drei recht unterschiedliche Musier ihre Beiträge immer mehr ineinander zu integrieren verstehen, so dass in Laufe von drei Studioalben ein relativ homogener Bandsound und -stil entstehen kann, und natürlich ist es auch ein bisschen bedauerlich, dass die folgenden Aktivitäten mit Gastmusikern wie Yamantaka Eye kein weiteres Studioalbum mehr hervorgebracht hatten. „Execution Ground“ jedenfalls ist jetzt wieder verfügbar, in neu gemasterter Form und erstmals auf LP, wobei eine weitere auf der ursprünglichen Doppel-CD vertretene Version von „Pashupatinath“ als Download erhältlich ist. (U.S.)
Label: Karlrecords