Bei Amklon scheint sich vieles um Wandlung und Umformung zu drehen. Gitarrist Sergio Albano spielt mit Projekten wie Grizzly Imploded zerschredderten Noiserock, Giuseppe Mascia, der ich hier um die Elektronik kümmert, ist von Haus aus Technomusiker. In den abstrakten Synthies und den vielen verfremdeten Sounds von Amklon klingt beides zwar an, aber lediglich als tiefste Grundierung in einem vielschichtigen klanglichen Palimpsest. Der Titel ihres Debüts „Collision of Absolutes“ entstammt einer Passage aus Philip K. Dicks „Exegesis“ und verweist auf die Idee, dass Kreativität nur in der Auflösung und Neuordnung bekannter Formen und im Überführen in neue Kontexte möglich ist.
Inwieweit dies selbstreferenziell zu der Musik des Duos passt, muss Spekulation bleiben, aber man kann in der Tat bei den meisten der fünf Tracks den Eindruck bekommen, gerade dem entstehen musikalischer Form beizuwohnen – „Transfer“ mit seinem hallunterlegten Moogsound und den nasalen Vocals entfaltet eine aufgewühlte Stimmung steter Alarmbereitschaft, in jedem Ton scheint eine Geschichte zu stecken, die jedoch immer Entwurf, manchmal gar Chimäre bleibt. Die meisten Stücke nehmen einen ungewöhnlichen Verlauf, enden aber stets in griffigen Formen wie beispielsweise dem gespenstischen Lärm, mit dem „Escape“ nach dem Ausloten dunkler Räume zum Ziel kommt.
Es ist nicht leicht und auch nicht zwingend notwendig, Amklons musikalischen Ort zu bestimmen, aber wer ihn irgendwo zwischen hektisch-improvisierten Soundbasteleien, raumklangorientierten, auf stets im Wandel befindlichen Takten gleitenden Dubansätzen und einer dunklen Variante Kosmischer Musik such, findet sicher erste Anzeichen dieser Grenzregion in Tracks wie dem NWW-artig tremolierenden „GNZ-11“, dem unglaublich hypnotischen „Rings“ oder „Moon Omega“, dessen regressiver Fluss immer wieder von rhythmischen Komponenten, die nicht zwangsläufig Beats sein müssen, aufgewühlt wird. (U.S.)
Label: Boring Machines