Mit „Occult Architecture“ bringen die Psychdeliker von Moon Duo ihr nunmehr viertes Studioalbum heraus, und schon an der Stelle soll gesagt sein, dass das Werk aus zwei Longplayern besteht, die separat im Laufe dieses Jahres veröffentlicht werden sollen. Dies ist nicht ausschließlich dem Umfang der aktuellen Aufnahmen geschuldet, sondern ebenso sehr dem musikalischen und inhaltlichen Konzept, das ganz der dualistischen Idee des Yin und Yang, bezogen auf den Zyklus der Jahreszeiten, gewidmet ist. Der erste Teil, der gerade bei Sacred Bones erschienen ist, steht ganz im Zeichen des Yin, das in der chinesischen Tradition der dunklen, geheimnisvoll-nächtlichen Seite der Lebenswirklichkeit entspricht und traditionell weiblich konnotiert ist.
Dass psychedelisch angehauchte Bands solche mystische Konzepte in ihren Werken verbraten ist nun beileibe nichts Neues, und gerade der nächtlichen Yin-Seite entsprechende – und zum Bandnamen ganz gut passende – „moon music“ gibt es zuhauf und unterschiedlicher Tiefe. Was Moon Duo dabei aber auszeichnet, ist, dass sie von ihrem musikalischen Ansatz aus so wenig hippiesk wie nur möglich daher kommen, sich in der Vergangenheit oft eher nerdig-sleazigen Themen widmeten und durchaus auch eine poppige Seite haben. In ihren Vorankündigungen betonen Gitarrist Ripley Johnson und Keyboarderin Sanae Yamada zwar den musikalischen Wandel, doch die grundsätzlich eher dynamisch nach vorn preschende und unverquast minimalistische Grundausrichtung ihres Sounds bleibt bestehen, auch wenn hier und da der Elektronik vielleicht etwas deutlicher Raum gegeben wird. Wer von Moon Duo in erster Linie treibende Songs zum Mitsingen erwartet, sollte auch hier nicht enttäuscht werden.
Mit ihren kratzigen, monotonen Riffs und ihren zwischen hauchdünnen Handclaps und punkigem, zum Teil räudigem Gerumpel changierenden Takten bewegen sie sich nach wie vor in einem musikalischen Sprektrum, das, will man die Referenzen etwas über’s Knie brechen, nach wie vor im Niemandsland zwischen Namen wie Hawkwind, den Fuzztones und Suicide – ein punkiger Psych Rock also, der hierzulande bestens bei 8mm aufgehoben wäre. Einen interessanten Kontrast zu der aufgeräumten Musik bilden stets die tollen Gesangsmelodien, deren Emotionalität eher den 80ern geschuldet ist. Mit ordentlich Hall unterlegt und meist leicht in den Hintergrund gemischt, liegt v.a. in den sensiblen Gesangspassagen Johnsons die düstere, geheimnisvolle Seite der Musik, auch natürlich, weil sie von der Wirkung der Jahreswechsel in ihrer Heimat, dem Nordwesten der USA mit ihren rapiden Wechseln von Tag und Nacht auf Gemüt und Aura des Einzelnen künden. In dezenten Andeutungen verstecken sich zahlreiche Bezüge, die von regionalen Mythen über asiatische Philosophie bis zu den Ideen Aleister Crowley reichen.
Dem Konzept entsprechend sollte der zweite Teil, der vermutlich irgendwann Mitte des Jahres folgen wird, um einiges lichter und, was immer das bedeuten könnte, maskuliner ausfallen. Spätestens dann kann man beurteilen, ob die beiden Teile für sich ebenso Sinn ergeben wie das gesamte Werk. Bis dahin bleibt der Eindruck eines soliden Auftaktes, der sicher auch auf der kommenden Tour live zu überzeugen weiß. (A. Kaudaht)
Label: Sacred Bones