Der musikalische Werdegang Mike Coopers seit seinen Anfängen in den späten 60ern hat etwas von einer Slalomfahrt durch zahlreiche musikalische Niemandsländer – keine Irrfahrt, denn seine maßgeblich inspirierende Rolle in Psychedelic, Blues und verdrehter Folklore hat ihn nie dazu gebracht, sich mit all dem zu sehr zu identifizieren, weshalb sein Weiterziehen auch selten aus enttäuschten Illusionen heraus geschah.
Man kann das Interesse des in Rom lebenden Engländers an einsamen exzentrischen Seglern, die mit kleinen Booten ins Ungewisse aufbrechen, als Allegorie darauf sehen, aber man muss nicht. Als leidenschaftlicher Exotik-Fan liebte er zeitlebens das Meer und Geschichten um Abenteurer wie Vitals Alsar und William Wills, die auf kleinen Booten und Flößen verwegene Solotrips über Meere und Ozeane unternahmen. Es gibt auch eine Anekdote aus Coopers Jugend, die von einem schrulligen Mentor handelt, der ein Holzfloß baute, mit dem er eines Tages heillos die Themse herunter trieb, um an einer Insel zu landen, auf der er mit seiner Frau fortan lebte.
„Raft“ – zu deutsch „Floß“ – ist Coopers ambiente Hommage an all diese Gestalten und zeichnet ein verträumtes, aber auch nicht ganz kantenfreies Bild von ihren gewagten Unternehmungen. Kantig sind z.B. die nerdigen Computersounds, die sich von Beginn an ganz entschieden nicht in das von entspanntem e-Gitarrnspiel dominierte Bild einfügen und die Pedal Steel-Harmonie zwar nicht zerstören, aber immerhin stören. Ebenso kleine, rückwärts eingespielte Spuren, die eine nur angedeutete Raga-Exotik a la Robbie Basho subtil aushebeln.
Nur gelegentlich kommt es zu abrupteren Bildstörungen, wenn Bootsmotoren ganz plötzlich in einem Tikki-Idyll aus sanften Rhythmen und pittoreskem Froschquaken aufheulen und Gefahr suggerieren. Ob abrupt oder zaghaft, haben die Ungereimtheiten immer viele Details wie wirre Stimmen von mensch und Tier im Gepäck, oder mysteriöses Rattern und schaben und Zweige, die sich anscheinend in ei´ner Fahrradspeiche verheddert haben. All dies mutet wie ein Hörspiel an, dessen Held ein abenteuerlustiger Träumer ist, den die vielen kleinen Ereignisse um ihn herum nur gelegentlich tangieren.
Musikalisch ein weitgehend eingängiges, aber auch nur schwer rubrizierbares Werk, von dem man sich angenehm in Ruhe gelassen fühlt, das seine Opulenz aber auch nur bei entsprechender Aufmerksamkeit vollends offenbart.
Label: Room40