Pauline Anna Strom tauchte in den frühen 80ern in der kalifornischen Bay Area auf und betrat die Bühne der elektronischen Musik unter dem Namen Trans-Millenia Consort, einem rein instrumental ausgerichteten Synthieprojekt, das sie weitgehend alleine betrieb. Hinter der so somnambulen wie hypnotischen “inner space music”, die nach Sci-fi und New Age zugleich klingt, versteckt sich eine hochgradig sensitive Person, die im Niemandsland des amerikanischen Mittelwestens zur Welt kam, seit ihrer Geburt an einer Einschränkung ihrer Sehkraft leidet und schon früh einen außerordentlichen Hörsinn entwickelte. Trotz ihrer Ehe mit einem Soldaten mutet sie wie eine futuristische Wiedergängerin Emily Dickinsons an.
Ihre Musik, und das ist schon ihren evokativen, bildreichen Songtiteln zu entnehmen, war allerdings nie bloß auf eine imaginäre Zukunft fokussiert, sondern vereinigt diese mit einer weit in der Vergangenheit liegenden (Ur-)Zeit und spielt somit der Chronologie einen Streich. So ist “Trans-Millenia Music” auch ein passender Titel für die achtzigminütige Auswahl ihrer eindringlichsten Kompositionen aus dem Zeitraum von 1982 bis 1988.
Titel und Sound des Openers “Freedom at the 45th Floor” offenbaren gleich zwei ihrer markantesten Eigenschaften, nämlich ein unmissverständlich positiver Zug ins Freie, Gelöste, sowie eine Andeutung von Unendlichkeit, die sich in der Wiederholungsstruktir der anheimelnden, leicht bedrogt wirkenden Ambientmusik niederschlägt. In allen der folgenden Tracks tauchen diese Qualitäten in kunstvoller Variation auf: Mit pulsierenden Stereoeffekten in “Virgin Ice”, mit surreal erzitternden Melodien in “In Flight Suspension”, mit panthomimischen Enthobeats in “Bonsai Terrace” u.s.w.
Interessant ist, dass die fantastischen Bildfolgen, so zeitlos sich ihre Stimmung auch entpuppt, immer Szenarien besonderer Momente anzudeuten scheinen, in denen alles – die leichtfüßigen Soundwellen, die archaischen Settings aus martialischen Pauken und folkigen Synthieflöten, die in farbigem Licht angestrahlten Kraterlandschaften aus prähistorischen Zeiten oder von fernen Planeten – im Umbruch ist und Raum für Drama entstehen lässt. Dass einige der Komponenten, das synthetische Klavier oder die ebenso synthetischen Stimmen der Urwaldtiere, in heutiger Musik cheesy anmuten würden, vergisst man dabei leicht, aber was sind schon ein paar läppische Jahrzehnte gegen eine Millenia umspannende Musik.
Die vom Covergestalter Karma Moffett kongenial illustrierte Compilation erscheint als Doppel-LP, CD oder digital zusammen mit einem informativen Begleittext über den Werdegang und die Hintergründe dieser enigmatischen Musikerin.
Label: Rvng