Dass den australischen Psych Folkern um Adam Cole so schnell nicht die Puste ausgeht, haben sie in den letzten Jahren hinlänglich bewiesen. Nach einer ganzen Reihe von selbst herausgebrachten Alben, die sehr stark an z.T. asiatisch beeinflusstem Folk der 70er orientiert und zunächst nur einem kleinen Hörerkreis bekannt waren, erschienen die Alben der Band irgendwann zunehmend auf Vinyl bei namhaften Labels, alte Aufnahmen wurden neu aufgelegt, und seit einigen Jahren steht der Name Trappist Afterland – auch wenn in der Split mit Moongazing Hare bewiesen wurde, das man immer noch die zerfledderte Sprache beherrscht – für einen hypnotischen, mystisch angehauchten Dark Folk, dessen entrückter Gesang in eine oft biblisch oder gnostisch angehauchte Parallelwelt entführt.
Auf dem schlicht “Se(VII)en” betitelten siebten Album kondensiert diese Welt einen Schauplatz, der im Werk der Melbourner schon immer gerne begangen wurde – das Reich der tiefen, dunklen Wälder, wo wie schon in “My Own Light Divine” und “God’s Botherings” epiphanieartige Ereignisse stattfinden, wo Farne und Moose den Fall sanft auffangen wie zuletzt in “Where the Willows Weep” und wo man auf dürres Wurzelgeäst stößt, das symbolisch an die Gestalt des Propheten Jesaja erinnert, der im Kosmos der Band eine Schlüsselrolle zu spielen scheint.
Um Themen wie diese dreht sich auch “Se(VII)en”, doch die Texte sind bei weitem nicht so klar wie auf dem letzten Longplayer “God’s Good Earth”. Das mag daran liegen, dass Cole sich noch mehr von herkömmlichen religiösen Reflexionen hin zum Gnostisch-Esoterischen bewegt hat, aber ebenso sehr ist dies ein Effekt der Sprache, die oft nur andeutungshaft um bestimmte Motive kreist, letztlich auch daran, dass der Gesang oft mit der vielschichtigen Musik zu einer unentwirrbaren Einheit verschmilzt. Mit Saiteninstrumenten wie Gitarre, Mandoline und Oud, aber auch mit Harmonium, Mellotron und einer ganzen Reihe an Streich-, Blas- und Perkussionsinstrumenten ist diese wieder recht üppig ausgefallen.
Ähnlich wie “Lucifer Mosquito” auf dem vorletzten “Afterlander”-Album beginnt “The Blood in the Wood” wie ein gemächlich heranschleichendes, trancehaftes Nachgesicht, langgezogene Violinparts, schlaftrunkene Gesänge und eine indische Dulcitar untermauern die Atmosphäre dieses Auftaktes, der jeden verzücken muss, der Current 93-Stücke wie “This Autistic Imperium is Nihil Reich” mag. Flächig aufgebaute Tracks wie das inbrünstige “Knot in the Wood” oder das mit elektronisch verspielten Beigaben herausstechende “Burning Bushes” gehen diesen Weg weiter. Der Wald, in dem das Albumnarrativ stattfindet, hat durchaus einige hellere Lichtungen, “Stickboy”, “Forest Mass” (bei dem sich der Wald in eine Kathedrale zu verwandeln scheint) und überhaupt die meisten Tracks der zweiten Seite zeigen die Band trotz aller Mollastigkeit von einer freundlichen, fast heiteren Seite.
Besonders trifft dies auf den von spartanischen Ornamenten auf der Gitarre, süßen Flöten und Handdrums getragenen Song “1+1=3″ zu, eines der schönsten und eingängigsten Stücke des ganzen Albums. “Elm & Bracken” (so sollte das vorherige Album ursprünglich heißen, und auch der Titel ist ein Zitat) zeigt die Band einmal von ihrer schrägeren, von wabernden Soundscapes und unerwarteten Brüchen in Tempo und Fülle geprägten Seite. Das Herzstück von “Se(VII)en” ist für mich allerdings “Song for Sundog”, eine berührende Hommage des Sängers an seinen verstorbenen Hund, bei dem alle Hermetik für ein paar Minuten hinter schönen Erinnerungen zurücktritt und man ihm zuprosten will, wenn er desnachts auf das Wohl seines alten Weggefährten trinkt, dem das Album dann auch gewidmet ist.
Stilistisch irgendwo zwischen der klaren Eingänigkeit von “God’s Good Earth” und dem noch etwas verwascheneren “Afterlander” ist “Se(VII)en” mit seinem geheimnisvollen Symbolismus für mich das bisher reizvollste Album der Band, vielleicht gerade weil es viele Qualitäten vergangener Aufnahmen zusammenführt. Einige der 300 Gatefold-LPs sowie die mit etwas Bonusmaterial versehene CD-Version sind – für Briten und Reisefreudige – sicher auch auf der kleinen Tour durch England und Wales zu ergattern, wo Trappist sich mit Acts wie Alison O’Donnell, B’ee (In Gowan Ring), Moongazing Hare und The Revolutionary Army of the Infant Jesus die Bühne teilen werden. (U.S.)
Label: Sunstone Records