Ich weiß nicht, ob das Lecken an Schnecken hier eine tiefere Bewandtnis hat, in den ersten Minuten des einzigen langen Tracks dieser EP jedenfalls beschreiben zwei Sprecher, eventuell gesamplet, eventuell auch die beiden Musiker selbst, das Schneckenlecken als klebrigen Alptraum. Die eigentliche Story, die daraufhin folgt, entpuppt sich für Leute, die Harsh Noise gewohnt sind, als weit weniger alptraumhaft, vorausgesetzt, man hat keine allzu starke Abneigung gegen das Ausbleiben markanter Variation.
Das Hauptmaterial dieser „Story“ ist ein langanhaltendes, äußerst monotones Rauschen, das der Langsamkeit von Schnecken so sehr entspricht, dass man sich irgendwann fragen muss, ob da noch mehr passieren wird. In zweifacher Hinsicht ist der Hörer selbst gefragt, denn wenn man die Ohren auf Zoom schaltet, kann man eine Differenzierung der Klangbeschaffenheit registrieren: Das Rauschen ist ein kleinteiliges Muster aus filigranem Knacken und Prasseln, umgeben von obertönigem Blasen, das sich immer mal wieder von Zufall gelenkt verändert. Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Lautstärke zu verändern, denn was sich bei geringem Volumen als sanftes, fast zärtliches Rauschen gibt, gerät laut aufgedreht zu einem prasselnden Inferno. Doch in wenigen Momenten kommt es zu kleinen Brüchen, die die Musik selbst präsentiert, minimale Tempoveränderungen, die allerdings so kurz ausfallen, dass man wieder selbst gefragt ist – war das vielleicht doch nur eine Fata Morgana, induziert bei der psychedelischen Wirkung des Schneckenschleims?
Andreas Brandal und Drevne Smrznik, die das Material in Mail-Art-Manier zwischen Bergen und Sarajevo fertiggestellt haben, hatten sicher ihren Spaß mit der netten kleinen Krachorgie, die mittlerweile heillos vergriffen ist, die es aber zu suchen lohnt.
Label: Debila Records