Über Yonatan Gat gibt es so viel zu sagen, dass man am besten gar nicht nach Vollständigkeit strebt, aber vielleicht sollte man zumindest erwähnen, dass er schon vor seiner Solokarriere berüchtigt und gefürchtet war, nämlich als Gitarrist der Garage Punk-Truppe Monotonix, die nach einigen Konzerten im Großraum Tel Aviv überall Hausverbot hatten, aus berechtigter Sorge der Venuebetreiber um ihr Mobiliar und die Unversehrtheit ihrer Besucher.
Gat mag sich die Rampensau im Zuge seines Solopfades und seines Umzugs nach New York abgewöhnt haben, seine eigenwillige Ungeniertheit hat sich allerdings nur an einen anderen Ort verlagert, in eine Bruchbude der unbegrenzten Möglichkeiten, wo er und seine Bass und Schlagzeug spielenden Begleiter die Errungenschaften der klassischen Avantgarde-Komponisten, gesamplete Arbeiterlieder aus früheren Jahrzehnten, Folk aus aller Herren Länder und schwülen Surfsound mit einem ohnehin schon eigenwilligen Impro Punk verrühren.
Zu behaupten, sie klängen dabei harmonisch, wäre eine dreiste Lüge, denn bei all den thematischen Brüchen und furiosen Freakouts wäre so etwas fast unmöglich. Trotzdem gibt es ein unsichtbares Band, dass die vielen live eingespielten und kollagenhaft hinzumontierten Details zusammenhält, und das ist Gats aufwühlendes, in unterschiedlichen Tonlagen immer hypnotisches Gitarrenspiel.
Mit Stakkatoriffs und Verfremdungseffekten transponiert er einen von Alan Lomax in den 50ern dokumentierten italienischen Chor in ein überdrehtes Surfszenario. An anderer Stelle macht er ein marrokanisches Arbeitslied zur Leitmelodie eines Rock’n'Roll-Songs, verwandelt indonesische Gamelanmusik in pures Chaos und verhunzt die Call and Response-Gesänge und die Trommeln einer Pow Wow-Kapelle, während sein Drummer die Becken in bester Soft Machine-Manier bearbeitet – all dies auf eine Art, die eine stabile Brücke zwischen all dem baut, statt den unterschiedlichen Einflüssen Gewalt anzutun.
“Universalists”, das nicht besser betitelt sein könnte, ist eine kleine Welt- und Zeitreise, und wem nicht schwindelig wird, wenn in einem Track namens “Chronology” arabische Melodien, spanischer Gesang, Dvořák-Zitate und allerlei Rocksamples nach einander gegen eine Noisewand geschleudert werden, dem wünsche ich viel Vergnügen bei der Überstimulation.
Label: Glitterbeat / Tak:til