Mit ihren frühen Alben “Ballads of Living and Dying” und “The Saga of Mayflower May” traf die amerikanische Sängerin Marissa Nadler in den Jahren nach der Jahrtausendwende den Nerv der Zeit, zumindest insofern, dass Folkmusik wieder angesagt war und die Magazine gerade unzählige aufgregend klingende Genrebegriffe erfanden. Doch Nadlers melancholische und auf den ersten Blick weltentrückt anmutende Songs zu Banjo und Gitarre passten nur bedingt zu den gehypten Ikonen der Zeit, wirkten obskurer und zugleich ernsthafter. Für viele waren sie damals, neben ihrem ganz eigenen Faszinosum, ein Eintrittsticket in den großen Folkkosmos unterhalb der medialen Wahrnehmungsgrenze. Seitdem ist ein anderthalbes Jahrzehnt ins Land gezogen, in dem die Sängerin mit dem anheimelnden Pop-Sopran eine respektable Bandbreite an Stilvariationen demonstrierte. In mal üppiger, mal wieder zurückgenommener Instrumentierung machte sie immer wieder Abstecher in Bereiche, die an Shoegaze, Pop- und Rockstile grenzten, auch die Stimmungen ihrer Songs schwankten zwischen den unterschiedlichsten Farbtönen und ein geheimtipp ist sie nun auch schon lange nicht mehr. Auf Sacred Bones wird Ende September ihr nächster Longplayer “For My Crimes” erscheinen, Ankündigungen zufolge ein opulentes Album mit einigen renommierten Begleitmusikern. Zu dem Anlass wird sie durch Europa touren und am 16. Oktober auch im Berliner Club Musik & Frieden Station machen.
Foto © Ebru Yildiz
26.10.2018, 19 Uhr
Musik & Frieden
Falckensteinstraße 48
10997 Berlin