ELIN PALMER: s/t

Von Elin Palmer erschien bereits vor acht Jahren ein Album, dass allerdings hierzulande kaum beachtet wurde, und so kennt man die zwischen Schweden und den USA pendelnde Folksängerin v.a. als Teil der berüchtigten Denver-Szene mit ihrer eigenwilligen Musik irgendwo zwischen Gothic, Polka und Alternative Country. Palmer war Teil von Jay Munly and the Lee Lewis Harlots und DeVotschKa, stand mit Kal Cahoone und Woven Hand auf der Bühne und ist ein häufiger Gast in Bob Ferbraches Absinth Studios. Mit ihm und Slim Cessna wirkte sie sogar auf einem Stück von Blood Axis mit.

Ich erwähne das Studio nicht grundlos, denn auf ihrer selbstbetitelten EP spürt man jede Sekunde, dass hier keine gefällige Musik zusammengemischt wurde, sondern ein eigenwilliger Produzent mit Sinn für kollagierte Klangwelten und die Schönheit dissonanter Momente am Werk war. Dafür bietet sich das Ausgangsmaterial allerdings auch an, denn was Palmer mit ihrer Begleitband hier abliefert, bewegt sich durchgehend auf dem schmalen Grad zwischen sanftem Wohlklang und einer eher urigen Schrägheit. Die Aufbruchstimmung in „Sled Dog“ dankt sich v.a. den vielen Kontrasten – stimmungsvolles Gitarrenpicking, das von einem dominanten Jazzbesen nicht vollends aus dem Raum gedrängt wird, poppiger Gesang, der sich selbst vom noisigen Gitarrenfeedback nicht aus der Ruhe bringen lässt und nicht einmal dann ironisch wirkt, wenn dazu in Schuhplattlermanier geklatscht wird. Man könnte in dieser Dynamik, in dem stetigen Wandel kurzer Episoden den eigentlichen leitmotivischen Zusammenhang der EP sehen, denn auch in den anderen vier Songs wechseln sich kontrastreiche Momente wie in einem Film mit schnellen Schnitten ab – feierliches, fast ein bisschen pathetisches Strumming, atonal quietschende Violinensaiten und ein schwedisches Instrument namens Nyckelharpa, rumpelnde Walzertakte und Klangräume, die ein vollgestopftes Interieur binnen Sekunden in Luft auflösen.

Doch der eigentliche rote Faden, der das anheimelnd winterliche „Stilla Natten“ und das tief melancholische „Woodshed“ mit dem an die 60er erinnernden „Stöve Stovlar“ und dem versöhnlichen Ausklang „Morning Light“ verbindet, ist zweifellos Palmers schlichter Sopran, der nicht nur in Englisch und in Schwedisch funktioniert, sondern so gut zwischen altbackenem Folkgesang, laszivem Hauchen und glasklarem Popappeal zu changieren versteht, dass er in jedem Fall wieder einmal für ein Album taugen würde.

Label: Eigenvertrieb