MAMUTHONES / EVIL BLIZZARD: Collisions Vol.4

Seit einiger Zeit betreiben The Rocket Recordings nun ihre Reihe “Collisions”, in denen bisher Musiker wie White Hills, Oneida, Mugstar und Gnod auf heterogen ausgerichteten Split-Releases aufeinander getroffen sind. Der vierte Teil präsentiert nun die Italiener von Mamuthones und ihre britischen Kollegen Evil Blizzard, ein bisschen heimlich haben sich noch Teeth Of The Sea ins Boot geschlichen, aber dazu gleich mehr. Ausnehmend kontrastreich gebärden sich die beiden – pardon: die drei Bands allerdings nicht, aber vielleicht bezieht sich die Kollision ja hier mehr auf den kantigen Stil aller Beteiligten.

Was im Werk von Mamuthones, die sich nach den berühmten Wilden Männern Sardiniens benannt haben, aufeinanderprallt, ist das Erbe von psychedelischer Musik und Einflüsse des Punk’n'Wave der Eighties. Dies ist allerdings ein eher neues Phänomen, war die stonerhaft-hippieske Seite ihres Stils doch bislang weitgehend unberührt von punkigen Primitivismen. “I’ve gotta be” lässt am Frohsinn der neuen Aufnahmen keinen Zweifel aufkommen, wirft alles, was man an altbackenem Gitarrenspaß und nerdigen Samples aufbieten kann, in den Topf und reichert all dies mit einer Brise grooviger Funkyness an. Irgendwann echauffiert sich ein gesampleter Amerikaner lautstark wie seinerzeit auf dem Debüt der berüchtigte iranische Charismatiker mit den schweren Augenlidern.

Die restliche Stücke sind weniger verspielt und vom Tempo etwas runtergeschraubt, doch nicht weniger vital. Lugten beim Auftakt P.I.L. oder The Pop Group um die Ecke, so sind es hier die B52s, und von Zeit zu Zeit ergießt sich die Leadgitarre wie ein ätzender Regenschauer über die Musik. Evil Blizzard aus dem britischen Lancashire, die mit zwei längeren Stücken vertreten sind, wären die perfekte Sound of Cobra-Band. “Sacrifice” ist ein ausladendes, repetitives Stück in bester Hawkwind-Tradition mit hypnotischer Gesangsspur, und passt sehr gut zu dem, was Mamuthones auf ihren ersten Veröffentlichungen zustande gebracht hatten. Die zweite Version des Tracks ist ein Remix aus dem Studio von Teeth of the Sea, die fast als Coverversion durchgehen könnte, denn die Unterschiede zum Original sind enorm, schon was die musikalischen Mittel angeht: Eine spartanische, melodisch anrührende Pianospur und ein dröhnendes Cello ersetzen Riffs und Schlagwerk, ein Harmonium steuert bewegende Tremoli bei und ein Chor übernimmt den Gesang.

Sprechen wir es aus, es ist schwierig, mit Retromusik wirklich Grenzen zu überschreiten, erst recht heute, wo selbst Rückgriffe auf die Traditionen populärer und undergroundiger Musikstile in die Jahre gekommen sind. Von daher greift das Label vielleicht etwas hoch, wenn es im Verschmelzen von Postpunk und Psychedelic einen Angriff auf die Sinne verstehen will, der den Horizont von Musikern und Hörern erweitert. “Collisions 4″ ist eine gute, mehr als solide Platte, nicht mehr, nicht weniger.

Label: The Rocket Recordings