Guy Dale und Simon Skjødt Jensen alias Mute Swimmer und Own Road verbindet nicht nur ein gemeinsames Talent für poetische Akustiksongs, sondern auch eine lange kreative Freundschaft, und bereits einmal, vor knapp fünf Jahren, taten die beiden sich zusammen brachten ein Mini-Album heraus, dessen Ort zwischen Split und Kollaboration nicht hundertprozentig zu bestimmen war, so sehr wirkten die einzelnen Stücke trotz der unterschiedlichen Gesansstile wie aus einem Guss. Auch hätte mancher Poser “Old Tricks” damals noch leicht gestreckt und als Longplayer verkauft.
Mit “Old Love” knüpfen die beiden schon vom Titel her an den Vorgänger an, doch im Unterschied zu diesem verlief die Zusammenarbeit, noch bevor man sich in einem alten dänischen Weltkriegsbunker zur Aufnahme einschloss, viel enger und einheitlicher – bis auf zwei Songs wurden alle zusammen verfasst, und auch wenn auf jeder Seite jeweils einer der beiden Sänger den vorderen Bühnenrand für ich hat, wird die Trennung zwischen Mute Swimmer- und Own-Road-Songs diesmal bewusst verwischt.
Ideen und Ansätze der Songs sind aber auch hier wieder einem der beiden Musiker zuzuordnen, und viele davon gehgen Jahre in die Vergangenheit zurück, verarbeiten glückliche und unglücklichen Liebeserfahrungen aus verschiedenen Lebensabschnitten. Auf den ersten Eindruck mag man sich vielleicht schwer tun, die glücklichen Stimmungsnuancen aufzufinden, denn die Songs sind meist von getragener Art, aber mit der entsprechenden Zeit kristallisieren sich unterschiedliche atmosphärische Nuancen heraus, die in den Landschaften aus elegischen, meist simplen Gitarrenparts auch Raum haben für leise Euphorie und in Ehren gehaltene Erinnerungen.
Der Auftakt, das von Dales Gesang und Jensens Backing Vocals über langsame Pickings hiweggetragene “February 4th”, ist allerdings von einer tief abgeklärten und zugleich trauernden Wehmut, und gegen die mantraartigen Zeilen, die fast die beschwörende Dunkelheit Matt Eliotts annehmen, kommen selbst die beruhigend wirkenden Streicherpassagen nicht an. Durch ihre anrührenden Melodien und beruhigenden Beigaben wie Pianotupfer und Dulcimerwellen wirken stimmungsvolle Tracks wie “Go Out” und “The Wind Blows Through Our House” weniger düster, versönlicher mit der Vergangenheit, doch auch das kann im Auge des betrachters liegen, dem sogar eine kurze noiserockige Passage wie ein kleiner Lichtstrahl erscheint. Als Höhepunkt der ersten Seite erscheint mir “The Old Magic”, bei dem Dale fast in Swans-Manier einen alten Liebeszauber rezitativ beschwört.
Geht Dale gesanglich auch sonst eher zurückgenommen und bedächtig vor, so betritt Jensen auf “Bad News” die Bühne mit Wut und Verzweiflung, beklagt in hochtönendem Lamento eine Liebe, bei der sich die schlechten Ereignisse häufen und letztlich ähneln wie Pest und Cholera, während die mystischen Schrammelakkorde der Wut noch einen Touch von Wahnsinn geben. Doch auch auf seiner Seite gibt es versönliche Töne, die wie in “Details” mit seinem hintergründigen Honky Tonk Piano mit Simplizität gespielt, und trotzige, wie in “How to be lonely” mit seinem leichten Sixties-Touch. Wenn im abschließenden “Half Smile” dann wieder Dales melancholischer Gesang zu Jensens Pianoparts zu hören ist und etwas anderes als halbherzige Kompromisse fordert, schließt sich der Kreis.
Dale und Jensen haben sich auf “Old Love” auch an Instrumente wie Dulcimer und Ukulele herangewagt, die sie nicht wirklich beherrschen und auf denen sie lediglich improvisieren können. Vielleicht hat dies auch dazu beigetragen, dass das gemeinsame Album noch spontaner und zusammenhängender klingt als der kürzere Vorgänger, aber ich denke, dass v.a. die unmittelbare Zusammenarbeit vor Ort ein Hauptgrund dafür ist, dass die Musik sich wie von einer Band mit zwei Sängern anhört.
Label: Dendron Records