GRUPO SAN FRANCISKO DE ASSIS: Donde Esta El Kamino? 7″

Wenn eine Band sich nach dem Heiligen Franz von Assisi benennt, einen Song über die Heimatstadt Jesu schreibt und nach dem Weg, dem Kamino fragt, der im Spanischen oft eine religiöse Symbolik hat, geht man von einer christlichen Combo aus. Wenn das Ganze dann schon vom Artwork her einen irgendwie subkulturellen Touch hat, dann rechnet man eventuell mit Vertretern einer der esoteriktauglichen, vielleicht psychedelischen Musiksparten. Etwas verdutzt reagiert man sicher, wenn man eine Platte dieser Band auflegt und feststellt, dass es sich um derben DIY-Punk handelt, der zu allem Überfluss mit launigen Surf- und Exotica-Zutaten aufwartet. Alles doch nur ein ironisches Rollenspiel, das die kolumbianische Grupo San Francisko de Assis da zu ihrer lahrelangen Trademark gemacht hat?

Man könnte mit guten Spanischkenntnissen besser spekulieren, oder wenn man sich regelmäßig in den Undergroundszenen der Arbeiterstädte Barranquilla und Santa Marta an der Nordküste des Landes herumtreibt, denn auf diesem Substrat ist die obskure Band gewachsen. Letztlich spielt das mit der Ironie aber auch gar keine Rolle, denn die Debüt-Single aus dem Jahr 2000, die für lange Zeit hoffnungslos vergriffen war und nun auf Basis der alten Masterbänder neu herausgekommen ist, macht so oder so ungemein Spaß.

Der Titeltrack kommt ohne Umschweife zum Punkt, nach kurzen cinematischen Spannungsmachern aus der alten B-Movie-Kiste treiben klanglich “authentische” Riffs und Pappschachteldrums den Song voran, und der kehlige, machmal ins Plärren übergehende Würgegesang passt gut zu dem simpel vor sich hin hämmernden Gedresche. Handperkussion mit Ethnotouch und Gitarrensoli wie aus dem Texmex-Repertoire machen den religiösen Stoff, ob gewollt oder nicht, zu einem Gruselmotiv aus besseren Zeiten, und an all dem gibt es nichts zu beanstanden. Sumpfiger und noch mehr nach Rock’n'Roll klingt “Rio de Nazaret” auf der zweiten Seite, wie ein zum Mutant gewordener Link Wray entlockt hier jemand den tiefen Saiten groovige Riffs, ein schräges Gitarrensolo erinenrt an eine exotische Flöte.

Ich schätze, den meisten in unserem Sprachraum war die Band bislang so unbekannt wie mir, aber die fünfhundert Scheiben des vorliegenden Debüts und natürlich der Download sollten, so hoffe ich, dieses eigenwillige Kapitel aus den Annalen des christlichen Proto-Post-Punk auch in unseren Breiten etwas bekannter machen.

Label: Farsa Discos / Discrepant