GOLDEN ORIOLE: II

Ein anderthalbes Jahr ist ins Land gezogen seit dem furiosen Einstieg des norwegischen Duos Golden Oriole, das sich anschickte, ausgehend vom Noiserock der Kapellen Staer und Tralten Eller Utpult, die Welt um eine neue Facette “konkreter” Funkyness zu bereichern. Jüngst kam eine zweite Platte in die Regale ausgewählter Läden, wieder selbstbetitelt, und die zwei ausladenden Stücke setzen die Mottoparty in der gleichen Handschrift und mit dem gleichen Esprit fort.

Das elastisch umherhüpfende Ethnodrumming aus der Exotikkiste und die kratzige Bluesrock-Gitarre zu Beginn von “The Waxing Slain” könnte sich problemlos durch die ganzen siebzehn Minuten des Stücks ziehen und würde, trotz der leichten Atonalität, für ausreichende Hypnotik sorgen, und für eine ganze Zeit scheint das auch der Plan zu sein.

Doch mit der Zeit kommen weitere Faktoren – Raumklangspielereien, hochfrequentes Dröhnen, zermalmende Fuzzyness – hinzu, die das Stück dann in einen veritablen, wenn auch durchweg minimalistischen Irrgarten verwandeln. Irgendwann, nach einem deutlichen Bruch, übernehmen krautige Avantgarde-Synthies das Feld – die würden sich in ihren kreisenden Bewegungen schnell als einchläfernd erweisen, käme irgendwann nicht der fulminante funky Freakout. “Az Prijde Kocour” ist strukturell ähnlich gestrickt, stellt aber noch stärker die noiserockigen Seiten der Musik ins Zentrum und wirkt stellenweise wie ein Ceramic Hobbs-Mix für die nächste Soul Explosion. WahWahs, ein virtuelles Vogelkonzert, halsbrecherische Takte, Bretter von Riffs geben sich die Hand und lassen das Nerdherz in polymetrischen Takten durch den Raum springen.

Schöne Platte in der gebotenen Kürze und für Sammler auch in wenigen per Hand gestalteten Tapes zu haben. (A.Kaudaht)

Label: Drid Machine