TRANS UPPER EGYPT: Tue

Unter den nicht gerade wenigen italienischen Bands mit dem Prädikat “psychedelisch” beanspruchen die Römer von Trans Upper Egypt mit ihren punkig nach vorn preschenden Songbrettern ihr eigenes Terrain, und unter den Fans so unterschiedlicher Kapellen wie Moon Duo, In Zaire und A Place to Bury Strangers gelten sie auch international längst als Geheimtipp. Nach vierjähriger Pause und mit einem neuen Schlagzeuger im Gespann haben sie vor kurzem ein Album eingespielt, das ihren Sound heterogener als je zuvor präsentiert.

Die alte Handschrift scheint konsequent durch: treibende Drums, oft in kantigen Stakkatos, derbe Riffs und Bassläufe, die an vielen Stellen an eine Gitarre erinnern, nach hinten gemischte Vocals, retrofuturistische Synthies – so kennt man den Stil, der gerne an der Schnittstelle zwischen krautiger Psychedelia und Postpunk anknüpft, wie es sonst nur Bo Ningen vermögen. Wenn beim eröffnenden “Atonement” kernige Bassläufe das elektrifizierten Windrauschen aufmischen, ist das der Auftakt zu einem schmissigen Psych Rock-Song, bei dem die Synthies so grobkörnig wie ein Gitarrenriff tönen und weit nach hinten gemischte, dumpfe Shouts dennoch voller Leidenschaft stecken. “Fists” verknüpft diesen Stil mit NDW-Gefrickel und einer Gesangsspur, die entfernt an afrikanische Sänger erinnert, und stets kämpfen rumorende Bässe und bedrogte Synthieparts um die Vorherrschaft. In den furiosesten Momenten kommt sogar die eine oder andere Pogonummer dabei heraus.

Neu dazugekommen sind etliche Anleihen an Dub und Rootsmusik in den Rhythmen, aber auch in der Produktion einiger Tracks. Was bei “Heart of Gold” (kein Neil Young-Cover) noch trotz hektisch auf der Stelle tretender Drumarbeit eher zaghaft wirkt, entpuppt sich in “Double Reggae” als infektuöser Groove, der mit der Zeit immer mehr an Fahrt gewinnt. In “Turk” wird diese Richtung am konsequentesten verfolgt, denn neben den entspannten Rhythmen eröffnet der Song immer wieder luftige Räume, in denen die dreckigen Bass- und Gesangsklumpen noch stärker hervortreten.

Trotz der Bandbreite an Stilreferenzen wirkt das Album ausgesprochen stimmig, und gerade die Kombination aus mitreißender Energie und derbem Sound macht das mit “Tue” aufgeschlagene neue Kapitel der Band interessant. Live sollte eigentlich eine Lofi-Version von Jonathan Richmans “Egyptian Reggae” drin sein – wenn Trans Upper Egypt das nicht covern sollen, wer dann? (A. Kaudaht)

Label: NO=FI Recordings / My Own Private Records