Ein Merkmal, das Treha Sektori aus der Menge an rituellen Ambientprojekten herausragen lässt und vielleicht nicht einmal intendiert ist, ist das Spannungsgefüge zwischen der entspannten Ruhe der gleitenden Klangflächen und einer versteckten, nie ganz im Zaum gehaltenen Unruhe, die sich deutlich in den Performances des Franzosen, aber auch subtil in all seinen Aufnahmen findet. Das aktuelle Release kingt so kohärent wie ein Album, ist aber eine Zusammenstellung von Tracks, die z.T. bereits für Filme und andere multimediale Arbeiten verwendet wurden oder auf Splits und einer Compilation erschienen sind.
Viele der Tracks schleichen sich langsam und fast heimlich in die Gehörgänge, nehmen unbemerkt Raum in Besitz mit ihren sanft-kühlen Flächen, die nur in weiten, unterirdischen Räumen geboren sein können. Fast unbemerkte Veränderungen in Tempo, Takt oder Melodieführung wirken umso hastiger, wenn sie erst einmal wahrgenommen worden sind, und meist folgen darauf plötzliche Trommelwirbel und sonstige kurze Destinationen, die selbst in ihrer aufpeitschendsten Wirkung noch dezent und hintergründig bleiben. Ähnliches gilt für die in sicheren Abständen erfolgenden Vokalbeiträge, im Opener von Gastsänger Kristoffer Rygg (Ulver), bei anderen Tracks eventuell auch von Mastermind Dehn Sora selbst. Meist so unverständlich wie die mysteriösen (wie gewohnt ans Persische oder auch an fantsaievolle Eigennamen aus Lovecrafts Frühwerk erinnernden) Tracktitel besetzen die gemurmelten Vocals einen schemenhaften Ort zwischen Flüstern und abgründigem Fauchen, ähnlich dem Atem einer erwachenden Bestie.
Die meisten Stücke sind von kurzer oder mittellanger Dauer und entfalten ihre Wirkung entsprechend ihrer musikalischen und atmosphärischen Tendenz: “Deh Semteh” lebt vom harmonischen Zusammenspiel aus metallischen Takten, geschmeidiger Dröhnung und einer fast an Banjo erinnernden Melodie und wird erst gegen Ende von stakkatohaften Shouts aus der Ruhe gebracht, in “Severh Devrah” dagegen mündet und endet alles in lavaartige Schwere. Der in Kollaboration mit dem Projekt Muhd entstandene und bereits 2015 einmal erschienene Titeltrack “The Sense Of Dust And Sheer” mit seiner fast halbstündigen Länge sticht wie ein Album im Album heraus und schafft eine noch größere Vertrautheit mit dem typischen Treha Sektori-Setting: Leise, aber doch räudige Takte rollen durch einen hallenden Raum, begleitet von schnarrenden Stimmen, alles deutet auf einen schöpferischen Ausbruch hin, auf die Weigerung, sich mit was auch immer abzufinden. Fast überhört man, dass das Tempo und die Richtung nie sicher sind, denn hohe, repetitive Synthieflächen bringen eine seltsam hypnotisierende Schönheit ins Bild, bis sich am Ende alles in geerdeter Traurigkeit verliert.
Die CD erschient neben den gängigen Downloadformaten dreihundertmal im A5-Sleeve mit Artwork aus Dehn Soras Foto- und Kunstband “The Sensation Of Being One Of Them”. (U.S.)
Label: Cyclic Law