Auch seit Nurse With Wound wieder als eine Art Band agieren, gibt es von Zeit zu Zeit interessante personelle Wechsel und Neuzugänge. Einer, der in den letzten zwei bis drei Jahren von sich reden machte, ist James Worse, der mit seinem Gesang eine im Kosmos der Band eher seltene Rolle einnimmt, dessen Beitrag zwischen klassischem Gesang in verschiedenen Stimmlagen, bizarrem Gemurmel und Texten zwischem stilisiertem Englisch und Fragmenten einer Fantasiesprache zugleich gut in diesen Kosmos passt.
Nach einigen Konzerten gibt es mit “The Vursiflenze Mismantler” nun die erste gemeinsame Studioarbeit, bei der Stapleton, Liles und Worse in einem Track noch von Timo van Luijk (Af Ursin) am Vibraphon und Petr Vastl (Aranos) an der Violine unterstützt werden. Insgesamt bieten die vierzehn Stücke, deren Titel mit ihren barocken Neologismen abwechselnd an chinesichen Akzent oder an eine Travestie des Deutschen erinnern und für die im Schnitt brottrockenen NWW-Standards etwas prätentiös wirken, eine Balance aus Bekanntem und Neuem.
Viele der verwendeten Sounds tragen eine unverkennbare Nurse With Wound-Signatur: In schwindelerregendes Zittern und Vibrieren versetzte Samples wie in “Smarch of the Bomberdast”, bei denen immer wieder am Tempo und an den Stereoeffekten geschraubt wird, lassen vierzig Jahre Bandgeschichte vorbeiziehen, ebenso die im Zeitrafferverfahren vorbeihuschenden Synthiebrocken, doch viele gut produzierte Details mit der eindeutigen Handschrift Liles’ demonstrieren einmal mehr, dass diese Sounds nie gleich klingen, sondern in einem immer wieder neu modifizierten Rahmen wirken. Worse’ Beitrag, zunächst knarzendes Grbrumme, später ein dramatischer Monolog über Tierisches und Kulinarisches, geben dem Stück endgültig sein eigenes Gepräge. “Could be Worse”, kann man da nur sagen.
Im Grunde funktionieren alle Songs m.o.w. nach diesem Strickmuster aus Altbekanntem und dem spezifischen Albumsound, was aber eine große Variationsbreite zulässt: In “Gwelt Awone on a Sursibass” treffen nasse, gluckernde Sounds auf gestylte Noisefragmente. Tiefes Knurren und frickeliges Hantieren mit Kleinteiligem lassen in “Lumpless, Gloon and Muttersmuch” einen vielschichtigen Spuk entstehen. Verzerrtes Quaken, Grunzen und Schnarchen trifft in “Nana” auf derangierte Cut-up-Kollagen voll schalkhafter Komik. Viele der etwas ruhigeren, semi-ambienten Stücke enthalten zugleich etwas Monumentales, das zeigt, dass sich Komik und Erhabenheit keineswegs ausschließen müssen.
Dass Nurse With Wound große Entertainer sind, zeigen sie auch auf dieser seit längerem wieder auf dem eigenen Label herausgebrachten CD, und man darf gespannt sein, was die Worse-Connection – auch wenn man sagen muss, dass die umständlichen und bemüht komischen Tracktitel kein Nurse With Wound-Niveau sind - für die Zukunt noch bereithält. (U.S.)
Label: United Dairies