Wenn eine gewisse Ausdrucksreduziertheit mit einem Sinn für feine Nuancen zusammenkommt, kann durchaus gute Musik dabei herauskommen. Vieles in Magna Pias “Daiauna” spielt sich im Hintergrund ab. Dumpfe perkussive Schläge, irgendwo am hinteren Ende eines Szenarios, sanftes elektrisches Dröhnen, das vielleicht den Sound einer Nej oder eines ähnlichen Blasinstrumentes enthält. Metallenes Klingeln und mit der Zeit auch etwas deutlicher das Piano, das in der elektronischen Soundart des Produzenten Hüseyin Evirgen gerade die Hauptrolle spielt. All dies dringt wie durch eine verschwommen durchsichtige Decke zum Ohr, das die einzelnen Details zwar sensuell sehr gut erfassen, ihre Konturen aber nur ungenau orten kann.
Evirgen, der mit dem Techno-Duo Cassegrain bekannt wurde, schlägt mit seinem Soloprojekt weniger rhythmische Töne an und gewährt dem Klavier, das in seinen Musikstudien in Istanbul und am Salzburger Mozarteum eine große Rolle spielte, den zentralen Platz inmitten all der dröhnenden, gleitenden und manchmal auch lärmenden Elektronik. Inhaltlich werden die sieben Tracks vom Motiv des Dämons durchdrungen, dessen antike und v.a. altorientalische Mythologien und Semantiken stark mit der Macht über Leben und Tod, Gesundheit und Krankheit, Wachstum und Vergehen in Bezug stand. Das vermutlich sumerische Verb Daiauna, nachdem das Album benannt ist, bedeutet “Macht haben über die Fruchtbarkeit”.
Nun ist es mit solchen Überbauten immer so eine Sache, denn ob man ohne Hinweise irgendetwas derartiges in der Atmosphäre der Musik ausgemacht hätte, ist fraglich. Da umgekehrt eher ein Schuh daraus wird, vermag ein solcher Hintergrund die Musik allerdings – das noch nicht richtigsweisende Rumoren und Pulsieren in “Dionysos”, das hölzerne Klappern in der continuous music von “Sacred Ibis”, das Dramatische in “Tocharian Love”, das raue Schaben und andere Spannungsmacher in “Giants”, die anrührenden Tupfer und der verwehte liturgische Gesang in “Innana” und einiges mehr – in ein mythologisches, vielleicht sogar magisches Licht zu tauchen.
Label: Feral Note